Fasching am Viehhof:Corona hat kein Ende, doch die Wurst hat zwei

Lesezeit: 2 min

Royaler Moment: In einer Küche am Viehhof ist die Narrhalla am Wursten. (Foto: Werner Grützner)

Coronabedingt nimmt der Fasching schon besondere Formen an. Da lassen sich auch die Narrhalla-Aktiven etwas einfallen: In einer Küche am Viehhof entsteht eine royale Bratwurst-Kreation.

Von Thomas Becker

Es ist schon ein einigermaßen skurriles Szenario, das sich da in der kleinen Vorbereitungsküche der Metzgerei Gaßner am Viehhof abspielt. In eher unfeierlichem Ambiente stehen da zwischen Töpfen, Pfannen und Kübeln eine Handvoll Faschingsfreunde im vollgefiederten Ornat und klatschen lachend im Takt zur Blasmusik, die - wahrscheinlich nur aus Platz- und Corona-Gründen - allerdings vom Band kommt, während ein Rudel Fotografen das Spektakel für die Nachwelt festhält.

Vor der fröhlichen Narrenschar: eine Schüssel mit Brät samt goldenem Löffel - eindeutige Indizien, dass hier in Kürze im Namen und im Auftrag der Faschingsgesellschaft Narrhalla eine "royale Bratwurst" gefertigt wird. Und damit, liebe Närrinnen und Narrhalesen, Alaaf, Helau und herzlich willkommen in der heißen Phase des Münchner Faschings!

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Nein, der fällt natürlich nicht aus, wie andernorts schon mit ketzerischem Unterton vermeldet wurde. Was ein richtiger Narr ist, der lässt sich doch von so einem dahergelaufenen Virus nicht den Spaß verderben.

Er sieht auch in diesem Jahr halt ein bissl anders aus, der Fasching, manchmal kommt er auch bloß per Zoom daher. Aber er kommt, so sicher wie die nächste Krapfenlieferung. Denn bei allem Frohsinn, den die Narrhalla in den tollen Tagen gern verbreitet, darf nicht vergessen werden, dass sie das nicht nur im Ballsaal tut, sondern auch in Altenwohnheimen, Seniorenzentren und Kinderheimen, die der ehemalige Faschingsprinz Christian Schöttl mit seinem "königlich-bayerischen Speisewagen" anfährt.

Gerade in außergewöhnlichen Zeiten sind die Spaßmacher gefragt

Im Grußwort des Präsidiums heißt es: "Gerade in außergewöhnlichen Zeiten ist es Berufung und Aufgabe des Narren zugleich, Freude und Leichtigkeit, die unseren Fasching auszeichnen, zu den Menschen zu bringen." Und heuer spendet man sozial-karitativen Einrichtungen wie dem Waisenhaus und der Landesschule für Körperbehinderte nicht nur süße Krapfen, sondern auch "kulinarrische Freude" (sic!) in Form der ersten "königlich-narrischen Bratwurst".

Denn, so stellt Narrhalla-Präsident Günther Grauer - auch bekannt als "der singende Wirt vom Starnberger See" - in der Küche gleich mal klar: "Auch die Bratwurst gehört zum Münchner Fasching." Neben der omnipräsenten Weißwurst. Deren royale Narrhalla-Variante wurde in den vergangenen Jahren stets beim "Spöckmeier" in der Rosenstraße zubereitet, vom Prinzenpaar höchstselbst. Doch da die Familie Stiftl gerade renovieren lässt und das aus Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Elisabeth II. und Seiner Tollität Prinz Leonard I. bestehende Prinzenpaar Kontakt zu einem womöglich Corona-Infizierten hatte, springen die nicht minder tollen und lieblichen BR-Zugpferde Gitti Walbrun und Jürgen Zirner ein.

Im Marktstüberl darf das Bratwurst-Kunstwerk verkostet werden

Unter Anleitung von Andreas Gaßner, dem Obermeister der Münchner Metzgerinnung, streuen die beiden Majoran, Muskatnuss und weißen Pfeffer über das aus zwei Teilen (ein Teil weiß, ein Teil fränkisch-grob) bestehende Brät. O-Ton Gaßner: "Der Schuhbeck tut immer seinen Ingwer rein, wir nehmen dafür den goldenen Löffel." Nimm das, Alfons! Dann rein damit in den Naturdarm, ein paar Mal geschickt geschleudert, und pfannenfertig ist die Wurst.

Die Musi spielt dazu, wie kann es anders sein, Stephan Remmlers Klassiker "Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei". Dann noch ein dreifach kräftiges Narr-Halla auf das royale Kunstwerk, und rüber geht's ins Marktstüberl "An der Viehwog", wo die Kreation endlich in gebratener Form auf dem Teller landet. Und wie schmeckt sie nun, die Faschings-Wurst? Mei, scho. Um nicht zu sagen: narrisch guad.

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