Nachruf:Sie wollte dem Tod etwas entgegensetzen

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Martina Münch-Nicolaidis hat mit ihrer Lebensbejahung viele Menschen inspiriert. (Foto: Caroline Floritz/oh)

Martina Münch-Nicolaidis hat mit ihrer Nicolaidis YoungWings-Stiftung vielen Trauernden zurück ins Leben geholfen. Jetzt ist sie im Alter von 54 Jahren gestorben.

Von Martina Scherf, München

Sie war einst selbst betroffen, seither half sie anderen: jungen Menschen, die Eltern oder Lebenspartner verloren haben. Vor 24 Jahren gründete Martina Münch-Nicolaidis die Nicolaidis YoungWings-Stiftung, unterstützte Trauernde dabei, über die schwierigste Phase in ihrem Leben hinwegzukommen. Sie knüpfte Netzwerke, organisierte Trauergruppen und kostenlose fachliche Hilfe, und sie gab dieses Engagement nie wieder auf.

Als ihr erster Mann 1998 bei einem Autounfall plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, da fiel auch Martina Münch-Nicolaidis in ein tiefes Loch. Sie suchte eine Selbsthilfegruppe, fand aber nur Treffen für ältere Menschen. "Schmerz ist Schmerz - da spielt das Alter keine Rolle", sagte sie, "aber als junger Mensch hat man Träume, will oder hat kleine Kinder, baut sich gerade etwas auf - und dann fällt alles auf einen Schlag zusammen." Die Unternehmerin gründete kurzerhand selbst eine Gruppe. Heute hat ihre Stiftung 30 hauptamtliche und mehrere Dutzend ehrenamtliche Mitarbeiter.

Die Gründerin verstand es, Menschen miteinander zu verbinden und sie für ihre Ideen zu begeistern. Für ihr soziales Engagement wurde sie mehrfach ausgezeichnet, im vergangenen Jahr erhielt sie das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Noch vor einem Jahr freute sie sich über die Grundsteinlegung des Sternenhauses am Nockherberg, ein Haus, "in dem wir jungen Trauernden wieder Zuversicht, Hoffnung, Lebensperspektiven und Kraft geben können". Der Tod werde viel zu oft verdrängt, sagte sie beim Festakt. Den Erwerb des Grundstücks ermöglichte eine Spende der Stefan Schörghuber Stiftung. Alexandra Schörghuber, Vorsitzende der Schörghuber Unternehmensgruppe, unterstützt die Nicolaidis YoungWings-Stiftung seit Langem. Das Sternenhaus soll Platz für Selbsthilfegruppen, Beratung, Trauerbegleitung und praktisches Arbeiten bieten. Die Eröffnung im kommenden Jahr wird ohne die Gründerin stattfinden müssen. Am vergangenen Sonntag ist Martina Münch-Nicolaidis im Alter von 54 Jahren nach schwerer Krankheit im Kreis ihrer Familie gestorben. Sie hinterlässt ihren Mann und ihre Tochter.

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