Vorfall bei Demo:"An meiner Situation hat sich nichts geändert"

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Ex-Stadtrat Marian Offman will nach dem Vorfall weiter Demonstrationen besuchen - hier war er bei einer Kundgebung gegen die rechtsextreme Pegida. (Foto: Robert Haas)

Marian Offman, der ehemalige Vize der Israelitischen Kultusgemeinde, war am Rande einer Demo von der Polizei abgeführt worden. Nun gab es ein Gespräch - offenbar ohne Ergebnis.

Von Anita Naujokat

Die Münchner Polizeispitze und der frühere Stadtrat und ehemalige Vizepräsident der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Marian Offman, haben sich zu einem klärenden Gespräch getroffen - für ihn persönlich sei es jedoch ohne Ergebnis verlaufen, sagte Offman nach dem Treffen. Für ihn sei nichts vonseiten der Polizei erledigt. "An meiner Situation hat sich nichts geändert. Ich muss weiter damit umgehen und bin nach wie vor persönlich stark betroffen", sagte Offman.

Offman war am Tag der Reichspogromnacht am Rande einer Kundgebung von Verschwörungsanhängern vor der Oper von Polizisten weggeführt worden, um seine Personalien aufzunehmen. Dem sollen wechselseitige Beleidigungen zwischen Offman und Teilnehmern der Demonstration vorausgegangen sein. Ein Video zeigt, wie Polizisten ihn von beiden Seiten an den Oberarmen packten und mit ihm weggingen.

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Daraufhin war das Gespräch am Montagmorgen anberaumt worden, an dem Offman zufolge Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel, dessen Stellvertreter Michael Dibowski, der Antisemitismusbeauftragte der bayerischen Justiz, Oberstaatsanwalt Andreas Franck, und Offmans Anwalt Christian Vorländer, teilnahmen.

Der Zwischenfall wird wohl auch ein Nachspiel im Landtag haben

Über Einzelheiten des Gesprächs wollten weder Offman noch die Polizei etwas sagen. Er habe Vertraulichkeit zugesichert, sagte der langjährige Stadtrat, der seit einem Jahr ehrenamtlich Beauftragter der Stadt München für den interreligiösen Dialog ist. Nur so viel: Für ihn persönlich sei kein Ergebnis zustande gekommen.

Laut Polizei, die lediglich das Gespräch als einen Teil der Nachbereitung bestätigte, gehört es zur normalen Taktik, Personalien nicht im Gewusel einer Menge aufzunehmen. Deshalb genüge es auch nicht, sich nur an Ort und Stelle ausweisen zu wollen.

An juristische Konsequenzen, etwa eine Anzeige wegen möglicher Unverhältnismäßigkeit beim Einsatz denke er nicht, sagte Offman. Er selbst werde nichts unternehmen. Er wolle nicht junge Polizisten vorführen, die nur Befehle ausführten. "Der Schmerz wird dadurch nicht gemildert." Er müsse sich damit abfinden und einen Weg finden, um seine politische Arbeit fortzusetzen. Vielleicht werde er das Ganze noch literarisch verarbeiten. Politische Demos werde er auch künftig nicht meiden.

Der Zwischenfall wird womöglich noch ein Nachspiel im bayerischen Landtag haben. Der SPD-Abgeordnete Florian Ritter soll bereits eine Anfrage angekündigt haben, auch die Fachstelle für Demokratie der Landeshauptstadt München wolle sich mit dem Fall beschäftigen.

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