"Mahlerhaus" in München:Leerstand statt Kinderbetreuung

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Ortstermin des Bezirksausschusses am Mahlerhaus in Berg am Laim mit Alexandra Nürnberger, Fabian Ewald, Alexander Friedrich, Manuel Weiß und Julian Zieglmaier (von links). (Foto: Catherina Hess)

Die Stadt hat das "Mahlerhaus" in Berg am Laim geerbt mit der Auflage, dort eine Kita unterzubringen. Doch seit Jahren wird das Gebäude nicht genutzt. Woran liegt das?

Von Judith Bauer und Ilona Gerdom

Im "Mahlerhaus" im Zentrum von Berg am Laim sollten eigentlich Kinder spielen. Wäre der große Garten vor dem Gebäude nicht so verwildert, wäre er ein schöner Platz für eine Rutsche, Schaukeln und Spielgeräte. Das ist in etwa das, was Luise Mahler-Lenz sich in ihrem Testament gewünscht hatte: 2017, zehn Jahre nach ihrem Tod, sollte das Grundstück an die Stadt gehen mit der Bedingung, dass aus dem alten Bauernhaus eine Kindertagesstätte wird. Stattdessen steht es seit Jahren leer. Bei einem Ortstermin machten Lokalpolitikerinnen und -politiker nun ihrem Ärger Luft.

"Ich verstehe das Problem nicht", sagt Alexander Friedrich (SPD), der Vorsitzende des örtlichen Bezirksausschusses (BA). Das Haus als Kita zu nutzen, ist seiner Meinung nach angesichts der schlechten Versorgung mit Betreuungsplätzen in der Gegend dringend nötig. Für Kleinkinder bis drei Jahre gibt es nirgends in der Stadt so wenig Betreuungsplätze wie in Berg am Laim. Laut Referat für Bildung und Sport (RBS) liegt der Versorgungsgrad für Null- bis Dreijährige hier bei nur 27 Prozent. In ganz München liegt er durchschnittlich bei 52 Prozent.

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Gemeinsam mit einigen BA-Kollegen hat Friedrich sich deswegen an der Baumkirchner Straße eingefunden. "Das machen wir wirklich nur, wenn uns etwas extrem wichtig ist." Es müsse jetzt endlich einmal etwas geschehen, darin sind sich die anwesenden Vertreter von SPD, CSU, Grünen und Linken einig.

Seit Jahren laufen Verhandlungen zwischen der Stiftungsverwaltung beim Sozialreferat der Stadt, dem Testamentsvollstrecker und dem Adoptivsohn von Mahler-Lenz. Wenn die Stadt die Bedingungen aus dem Testament nicht erfüllen kann, fällt das Bauernhaus samt Fläche an ihn. "Wir haben das Gefühl, die Erben spielen auf Zeit", sagt Fabian Ewald (CSU). Er habe den Eindruck, dass sich die Stadt "von den Erben an der Nase herumführen" lasse.

Das weist eine Sprecherin des Sozialreferats entschieden zurück. Der Vorwurf sei "nicht nachvollziehbar". "Alle Beteiligten arbeiteten intensiv und konstruktiv an einer Lösung", heißt es. Es handle sich jedoch "um eine sehr komplexe Fallkonstellation mit vielen, insbesondere auch rechtlich zu klärenden Detailfragen". Grund für die Verzögerungen sei der Tod des Testamentsvollstreckers. Die "bestellte Ersatztestamentsvollstreckerin" habe sich dann erst einarbeiten müssen.

Der Leerstand hat seine Spuren hinterlassen

Dazu kamen Schwierigkeiten durch die Pandemie: Aufgrund der Infektionsschutzmaßnahmen seien die "notwendigen Akteneinsichten" erst im "späten Frühjahr 2021" möglich gewesen. Weiter verhandelt werden konnte darum wohl erst im Sommer. Bei einem digitalen Treffen im Oktober hatte man sich dann einigen wollen. Allerdings seien "bereits erledigt geglaubte Punkte wieder aufgegriffen" worden, erklärt das Sozialreferat. Derzeit stehe man in einem ständigen Austausch. "Wir hoffen, in den nächsten Wochen die Verhandlungen abschließen zu können." Falls die Verhandlungen wider Erwarten scheitern sollten, werde man "bei Gericht die entsprechenden Ansprüche geltend machen".

Auch Nils Dreier, der Anwalt des Adoptivsohns, verneint die vom BA unterstellten Absichten: "Der Erbe ist an einer Lösung interessiert und hat überhaupt keinen Anlass, eine Einigung zu verzögern." Eine der Fragen, um die es in den Verhandlungen gehe, sei etwa die Frage der "Erstattung laufender Kosten für den Zeitraum seit 2017". Dreier spricht von "erheblichen Planungsbemühungen" der Stadt und betont ebenfalls die Arbeit an "einer konstruktiven und kreativen Lösung".

Wann und ob im Mahlerhaus Kinder herumtollen können, bleibt weiter unklar. Fest steht, dass der Umbau zu einer Kita aufwendig ist. Der Leerstand hat seine Spuren hinterlassen. Außerdem sind die Toiletten im Moment in einem eigenen Gebäude auf dem Nachbargrundstück. Dennoch: Ein Haus für Kinder wäre laut RBS möglich. Mehrere Konzeptstudien hätten bestätigt, dass die Auflagen aus dem Vermächtnis erfüllt und in der denkmalgeschützten Immobilie eine Kita eingerichtet werden könnte.

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