Hertzkammer:Gedanken eines Pilzes

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Experimentelle elektronische Musik aus München und Rotterdam im "Taxi Salon" des Import Export.

Von Anna Weiß

Dass bestimmte Pilze jenseits der Supermarkt-Champignons halluzinogene Wirkungen entfalten können, ist kein Geheimnis. Weniger bekannt ist, welche Gedankenwelt ein Pilz haben könnte. Dies ergründet die Musikerin Ghazaleh E in einer Art musikalischer Mykologie: Die gebürtige Iranerin widmet sich in wohl austarierten Songs der Welt der Pilze. Inspiriert von dem Schopftintling und beeinflusst von diversen Lockdowns, präsentiert Ghazaleh E ihr Stück "Erschöpftintling" auf dem Boden liegend und spielt in Rückenlage einhändig Keyboard. Das Stück beginnt mit einer markanten Bassline und eröffnet eine psychedelische Klangwelt, man spürt die Erdverbundenheit des erschöpften Pilzes, die sich in dunklen Klängen aufbaut, da schließt Ghazaleh E das Stück mit einem sirenenhaften Ruf. Auch über die Beziehung von Schwammerl und Mensch wird reflektiert, in dem experimentellen Stück "Schwammerl suchen mich" rezitiert die Musikerin nach einem Instrumentalpart auf Englisch aus einem Büchlein. Mit dieser unkonventionellen Art ist Ghazaleh E in der Veranstaltungsreihe "Taxi Salon" im Import Export, wo sie am Samstag auftritt, gut aufgehoben. Der Taxi Salon bietet alternativen Musikprojekten eine Bühne.

So auch dem Duo Soon to expire aus Rotterdam. Die Musik von Austėja Žvirblytė und Jorrit Westerhof ist weit davon entfernt, gefällig zu sein. "Even the Gods forget virtue, when their desires are fully awake" lautet ein Titel auf der kürzlich erschienenen, selbstbenannten EP, in dem flächige, hallende Klänge auf ein Knistern treffen, das sowohl Assoziationen an alte Schallplatten als auch an Feuer weckt, darüber legt Žvirblytė ihre elegischen Gesänge, die mit allerhand elektronischen Effekten verfremdet werden. Vor Soon to expire und Ghazaleh E eröffnen die DJs Taguchild und Frau Goldbach den Abend, der unter 2G-Plus-Regelungen stattfindet.

Taxi Salon, Import Export , Schwere-Reiter-Straße 2h, Samstag, 17. Dezember, 18 Uhr, Reservierung erforderlich, Spenden erwünscht

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