Theater:Der Biedermann und die Banker

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Angekommen in der Chefetage: Michael von Au als Optikermeister Henrich (rechts), der vergeblich versucht, vom Bankdirektor Cerny (Axel Pape) sein Geld zu bekommen. (Foto: Alvise Predieri)

Die Komödie im Bayerischen Hof zeigt die Groteske "Die Liebe Geld": Darin ringt Michael von Au virtuos, aber vergeblich mit Kreditinstituten.

Von Barbara Hordych

Diese Situation ist ein kafkaesker Albtraum: Einerlei, in welchen Geldautomaten Alfred Henrich (Michael von Au) seine Geldkarte schiebt - keiner gibt Geld her. Dabei ist weder seine Karte beschädigt noch sein Konto leer. Im Gegenteil: Eigentlich hat der strebsame Optikermeister knapp 40 000 Euro auf dem Konto -beziehungsweise hätte sie. Wie das Publikum in der Komödie im Bayerischen Hof bei der Premiere von "Die Liebe Geld", dem jüngsten Werk des österreichischen Bestsellerautors Daniel Glattauer erfährt, als der erboste Henrich in seiner Bank endlich einer Sachbearbeiterin (Bianca Hein) habhaft wird. Sein Geld sei "auf Geschäftsreise", erklärt ihm diese so wortgewandt wie aalglatt.

Aber Henrich, den Au virtuos als empörten Biedermann mit rotem Kopf und brauner Cordhose verkörpert, gibt nicht auf. Er verschafft sich Zutritt beim Bankdirektor. Sein Geld stünde ihm in ein paar Tagen wieder zur Verfügung, derzeit arbeite es wohl in Libyen, im Ölgeschäft, lässt Axel Pape als Direktor Doktor Cerny Henrich wissen. Da hilft es auch nichts, dass Henrich verlangt, sein Geld solle "eine Pause machen" und stattdessen seine Freizeit mit ihm verbringen. Dazu performt Michael von Au ein Tänzchen, innig umschlungen mit seinem imaginierten Geld. Nur eines der schönen Kabinettstückchen, die er in der Regie von Peter M. Preissler vollführt.

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Doch den perfide menschelnden Direktor interessiert das ganze Gewese ums Geld herzlich wenig. Vielmehr will er Visionen für die "Bank der Zukunft" entwickeln, den "Weg frei machen für das Leben". Man kennt diese Slogans als eine Art Grundrauschen aus der eigenen Bank, Glattauer legt sie hier einem Banker in den Mund, der sich als Philanthrop und Philosoph geriert. Dabei kommt seine temporeich-entlarvende Groteske ganz ohne Liebeslust ("Gut gegen Nordwind") und Liebesleid ("Die Wunderübung") aus.

Daran ändert auch der Auftritt von Henrichs Gattin "Ulli-Maus" kurz vor Ende nichts. Julia Uttendorfers Figur hat es nicht leicht, arg konstruiert wirken ihr spätes Auftauchen und sofortiges Paktieren mit der Gegenseite. Begeistert akzeptiert sie zum zehnten Hochzeitstag Liebeslyrik als - kostenloses - Geschenk, verfasst vom Direktor höchstpersönlich. Und wirft ihm sodann weitere, wundersam aufgefundene Gelder in den Rachen. Merke: Die Bank gewinnt immer. Nicht nur im Spielcasino.

Die Liebe Geld, Komödie im Bayerischen Hof, bis 1. Mai, www.komoedie-muenchen.de

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