Kommunalwahl in München:Ein Sonntag für die Demokratie

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Wo in München und Bayern gewählt wird, braucht es zahlreiche Helfer. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Emanuel Abreu, Ulrike Baumgartner, Caroline Ackermann und Sven Elmquist werden am 15. März den ganzen Tag im Wahllokal sitzen. Sie sind vier der insgesamt 14 000 Wahlhelfer. Was treibt sie an?

Von Katharina Federl

Eine Demokratie lebt davon, dass Bürger sie mitgestalten. Doch was bedeutet das konkret? Am 15. März zur Wahl zu gehen, reicht allein nicht aus. Denn damit eine Demokratie funktioniert, bedarf es Menschen, die sich aktiv und freiwillig für diese engagieren. Das sind Menschen wie Emanuel Abreu, Ulrike Baumgartner, Caroline Ackermann und Sven Elmquist. Sie sind vier der insgesamt 14 000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die bei der Kommunalwahl 2020 in München in insgesamt 755 Wahllokalen tätig sein werden.

Stimmzettel ausgeben, Namen abhaken, den Urnengang beobachten, Wahlzettel auszählen: Wie viele Helfer benötigt werden, um eine erfolgreiche Wahl zu ermöglichen, war Sven Elmquist, 69, vor seiner Bewerbung als Wahlhelfer nicht bewusst. Der gebürtige Schwede, der schon seit 40 Jahren in München lebt, ist vergangenes Jahr durch einen Freund auf die Tätigkeit aufmerksam geworden. "Ich tue gerne gemeinnützige Sachen. Über 30 Jahre habe ich Blut gespendet, jetzt freue ich mich, bei der Wahl helfen zu können. Und man verpflichtet sich ja nur einmalig, daher ist der Aufwand sehr begrenzt", sagt er.

Grundsätzlich kann jeder Wahlhelfer werden, der am Wahltag mindestens 18 Jahre alt ist, eine EU-Staatsangehörigkeit besitzt und seit mindestens zwei Monaten mit Hauptwohnsitz in München gemeldet ist. "Außerdem sollte man Freude im Umgang mit Menschen haben und Teamfähigkeit mitbringen, um im Gremium schnell und gut die Ergebnisse zu ermitteln", sagt Kreisverwaltungsreferent und Wahlleiter Thomas Böhle.

Wie ein Wahltag hinter den Kulissen abläuft, weiß Emanuel Abreu, 28, genau. Seit der Bundestagswahl 2009 war er schon einige Male als Wahlhelfer tätig, jedoch lebte er zu dem Zeitpunkt noch nicht in München. "Ich glaube, dass die Wahlen hier um einiges aufwendiger sind, als in dem kleinen Wahlbezirk, in dem ich gearbeitet habe", vermutet der junge Mann, der ursprünglich vom Bodensee kommt. Im Berufungsschreiben, das er vor einigen Wochen erhalten hat, ist angegeben, dass er am Wahlsonntag und Montag bei der Auszählung der Briefwahl in Riem helfen wird.

Neben den Einsatzzeiten und -orten wird im Berufungsschreiben außerdem auf die Wahlhelferschulung hingewiesen. Auch Ulrike Baumgartner, 49, nimmt bei jeder Wahl an der vierstündigen Schulung teil. "In einem Jahr kann sich viel tun. Früher haben wir noch alles handschriftlich in ein Buch eingetragen, heute stehen uns Laptops zur Verfügung", erklärt sie. Baumgartner war bereits mit 18 Jahren Schriftführerin im Wahlbezirk Trudering, ihr Vater hatte sie dazu ermutigt.

Nach der elektronischen Umstellung seien viele Schriftführer abgesprungen, woraufhin die Aufwandsentschädigung deutlich erhöht, teilweise sogar verdoppelt wurde. Heute bekommt man für den ehrenamtlichen Einsatz bei der Kommunalwahl zwischen 130 und 180 Euro ausgezahlt. "Außerdem erhält jeder, der von seinem Arbeitgeber nicht als Ausgleich einen freien Tag bekommt, weitere 50 Euro", erklärt Wahlleiter Böhle.

Caroline Ackermann, 33, ist Mitarbeiterin der Stadtverwaltung und wird am Montag nach der Wahl für ihre ehrenamtliche Tätigkeit freigestellt. Die gebürtige Münchnerin wurde in ihrem Wohnviertel Schwabing als Beisitzerin zugeteilt. "Für mich ist das alles noch komplettes Neuland. Was meine Aufgabe konkret bedeutet, werde ich hoffentlich in der Schulung nächste Woche erfahren", sagt sie.

Helferinnen und Helfer wie Ulrike Baumgartner, die sich regelmäßig bei Wahlen engagieren, können sich in einer Wahlhelferdatenbank registrieren. Inzwischen umfasst diese mehr als 20 000 Wahlhelfer, die vom Kreisverwaltungsreferat bei Wahlen immer als erstes kontaktiert werden. "Darüber hinaus machen wir breit angelegte Werbung - mit einem Werbeclip für die Screens in öffentlichen Verkehrsmitteln, es gibt Plakate, wir schalten Anzeigen in Münchner Stadtteilblättern und verteilen Flyer. Das volle Programm", sagt Böhle.

Ulrike Baumgartner ist auch nach über 30 Jahren noch mit Leidenschaft dabei. "Auch wenn man sein Team und die Leute, die ins Wahllokal kommen, seit Jahren kennt, passiert jedes Mal irgendwas Neues und Aufregendes", sagt sie. Besonders gut erinnert sie sich an die Wahl 2010, als das Nichtraucherschutzgesetz in Bayern beschlossen wurde: "Damals waren nur zwei Wahllokale in Trudering geöffnet, weil man dachte, es würden kaum Leute zur Wahl kommen. Draußen war eine riesige Schlange, man konnte nicht mal mehr die Toilette aufsuchen."

Reden wir über München: die SZ-Matinee zur Wahl. Mit Kristina Frank (CSU), Katrin Habenschaden (Grüne) und Dieter Reiter (SPD) am 2. Februar um 11 Uhr im Residenztheater. Wenn Sie Fragen an die OB-Kandidaten haben, dann schicken Sie uns diese an: kommunalwahl@sz.de Live zu verfolgen unter sz.de/kommunalwahl (Foto: SZ)

Eine hohe Wahlbeteiligung erhofft sich Thomas Böhle auch für dieses Jahr: "Wenn sich der Trend aus den zurückliegenden Wahlen fortsetzt, wird auch die Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl steigen. Bei der vorigen Kommunalwahl lag die Wahlbeteiligung lediglich bei 42 Prozent. Da ist noch Luft nach oben", sagt er.

© SZ vom 13.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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