München Klinik:Städtische Krankenhäuser bekommen neuen Chef

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(Foto: München Klinik)

In turbulenten Zeiten gibt es einen Wechsel an der Spitze der München Klinik: Götz Brodermann wird neuer Geschäftsführer. Die Krankenhäuser erwarten Rekordverluste.

Von Heiner Effern

Die städtischen Krankenhäuser haben einen neuen Chef. Der Aufsichtsrat hat am Freitagmittag den 57 Jahre alten Götz Brodermann zum Geschäftsführer der kommunalen Tochtergesellschaft München Klinik (Mük) gewählt, in der die fünf Krankenhäuser organisiert sind. Er folgt auf Axel Fischer, der Ende vergangenen Jahres seinen Abschied angekündigt hatte. Brodermann arbeitete zwischen 2013 und 2015 als ärztlicher Klinikleiter in Schwabing und war deshalb im Haus bekannt. Danach leitete er acht Jahre als Geschäftsführer das Carl-Thiem-Klinikum Cottbus. Wann Brodermann beginnen kann, muss noch verhandelt werden

"Auf diese Herausforderung und wieder zurück an meine alte Wirkungsstätte zu kehren, darauf freue ich mich bereits sehr", wird Brodermann in einer ersten Mitteilung zitiert. Bordermann durchlief vor seinem ersten Münchner Engagement vor knapp zehn Jahren mehrere Stationen in den Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden, unter anderem als Arzt in der Anästhesiologie und Intensivmedizin. Zusätzlich schloss Brodermann ein Studium als Gesundheitsökonom ab und war danach auch schon in der Verwaltung tätig. Nun kehrt er nach München zurück. "Wie auch für meine beiden Geschäftsführungskollegen haben die München Klinik, ihre Mitarbeitenden und die Stadt für mich eine besondere Bedeutung."

Wechsel zu brisantem Zeitpunkt

Mit der Entscheidung des Aufsichtsrats hat die München Klinik ein komplett neues Trio an der Spitze: Tim Guderjahn wurde im Dezember 2022 als Nachfolger des kaufmännischen Geschäftsführers Dietmar Pawlik präsentiert, der vergangenes Jahr in den Ruhestand verabschiedet worden war. Zu einem Wechsel kommt es ebenfalls beim Posten der Arbeitsdirektorin, die für das Personal zuständig ist. Anfang Mai wurde bekannt, dass Petra Geistberger die bisherige Geschäftsführerin Susanne Diefenthal ablösen wird. Die München Klinik müsse weiter dafür kämpfen, sich zukunftsfähig auszurichten, erklärte Aufsichtsratschef und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). "Dafür ist das Führungsteam in der neuen Zusammensetzung sehr gut gerüstet."

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Der Wechsel der kompletten Geschäftsführung der München Klinik kommt zu einem brisanten Zeitpunkt. Der neue Chef hat große Aufgaben vor sich: Es fehlt akut an Personal, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind nach der Pandemie ausgelaugt. Betten können nicht belegt werden, die Energiepreise sind außerordentlich hoch und die gesetzlichen Vorgaben vom Bund machen kommunalen Häusern das Leben schwer. Gerade wurde bekannt, dass die München Klinik im laufenden Geschäftsjahr einen Rekordverlust von bis zu 90 Millionen Euro erwartet. Diese wurden von der Mük nicht bestätigt. Dass man aber auch mit "Worst-Case-Szenarien" arbeite, bestätigte Geschäftsführer Guderjahn kürzlich.

Dazu steckt die München Klinik gerade in einem Sanierungs- und Neubauprogramm in Höhe von etwa einer Milliarde Euro fest. An den Standorten Schwabing und Harlaching sind schon erste Erfolge zu sehen, in Bogenhausen steht nochmals eine grundsätzliche Entscheidung zum Fortgang der Arbeiten aus. Insgesamt liegt die Mük mit diesem Großprojekt jedoch weit hinter dem ursprünglichen Zeitplan und muss deshalb auch die mittlerweile stark gestiegenen Baukosten verkraften. Die neuen Krankenhäuser sollen die Mük technisch und wirtschaftlich auf solide Beine stellen, doch nach zehn Jahren Sanierung hat sich das ursprüngliche Konzept aus dem Jahr 2014 überholt.

Ein neues medizinisches Konzept ist schon in Ausarbeitung, doch die künftige Ausrichtung der Mük wollte der Aufsichtsrat nicht ohne den neuen Chef beschließen. Fest steht, dass der Standort an der Thalkirchner Straße, in dem die Hautklinik untergebracht ist, aufgegeben werden soll. Welche Behandlungen künftig in Schwabing, Bogenhausen, Neuperlach und Harlaching angeboten werden sollen, das wird eine der ersten großen Entscheidungen des neuen Chef-Trios sein.

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