Erneut haben Klimaaktivisten der "Letzten Generation" im morgendlichen Berufsverkehr eine Straße in München blockiert. Am Montag gegen acht Uhr klebten sich zwei Demonstranten auf einer Ausfahrt des Mittleren Rings auf Höhe der Passauerstraße auf dem Boden fest, um gegen neue Ölbohrungen und "fossile Infrastruktur" zu protestieren.
Bereits am Montag vergangener Woche hatten drei Aktivisten die Autobahnabfahrt der A95 in Fürstenried blockiert. Damals kam es zu Handgreiflichkeiten eines Autofahrers, der einen Demonstranten von der Fahrbahn zog. An diesem Montag blieb die Situation laut einer Polizeisprecherin friedlich. Einsatzkräfte sicherten demnach die Fahrbahn und errichteten einen Sichtschutzzaun, um die Demonstrierenden ungestört von Umstehenden von der Fahrbahn entfernen zu können.
Ein Sprecher der Berufsfeuerwehr sagt, selbst beim Festkleben einer Hand mit Sekundenkleber könne das Körperteil relativ einfach und ungefährlich mit einem Lösungsmittel wie etwa Aceton von der Straße abgelöst werden. Nach Angaben der Polizei mussten 20 bis 30 Autofahrer, die an der Ausfahrt am Heckenstallertunnel feststeckten, wieder rückwärts in den teilweise von der Polizei gesperrten Tunnel fahren.
Die Aktivisten kündigten weitere Blockaden in München und weiteren bayerischen Städten an. Sie erhielten wie schon vor einer Woche Anzeigen wegen Nötigung im Straßenverkehr. Außerdem wurden sie wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsrecht angezeigt, da sie trotz Aufforderung der Polizei ihre Plätze auf der Straße nicht verlassen hätten, teilt die Polizei mit. Die Klimaaktivisten halten ihre Protestform dennoch für wichtig. "Unsere Regierung lässt uns auf einen Abgrund zurasen", sagt Benjamin Rückert, Sprecher der Aktivisten. "Es ist unsere moralische Pflicht, friedlich gegen diesen fossilen Wahnsinn Widerstand zu leisten."
Die Form des Protests stößt bei vielen Autofahrern auf zum Teil heftige Kritik. Auch in der Stadtpolitik: CSU und FDP lehnen derartige Aktionen ab. So sagt der FDP-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Jörg Hoffmann: "Wir sind empört darüber, wie sich einige Menschen, die Probleme mit Autofahrern haben in Selbstjustiz üben." Grüne, SPD, ÖDP und Linke zeigen eher Verständnis, so lange der Protest friedlich sei und es keine Sachbeschädigung gebe.