Am Ende stimmte sogar die Kirche mit ein: Als Konstantin Wecker am Sonntagabend auf der Abschlusskundgebung der Munich-for-Future-Demonstration seine Lieder spielte, läuteten die Glocken der Theatinerkirche, so dass der Liedermacher Mühe hatte, den richtigen Ton zu treffen. Tausende Schüler, Eltern und andere Bürger waren zuvor durch die Innenstadt gezogen. Sie wollten Bundesregierung und Stadtverwaltung zu einem entschlossenen Handeln gegen den Klimawandel auffordern.
Pünktlich zum Beginn der Demonstration um 16 Uhr auf dem Odeonsplatz war der Regen vorbei. Die Teilnehmer zogen über die Brienner Straße zum Karolinenplatz und über den Oskar-von-Miller-Ring wieder zurück. "Euch gehen die Ausreden aus, uns die Zeit", stand auf dem Plakat einer Demonstrantin.
Mit der Demonstration am Sonntagnachmittag wollten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer klarstellen, dass die Schüler mit ihren Klimastreiks nicht nur einen Vorwand suchen, den Unterricht zu schwänzen, sondern auch von Eltern und Wissenschaftlern unterstützt werden.
"Wie wir mit der ökologischen Krise umgehen, das beobachten unsere Kinder", sagte Petra Böhnisch von der Organisation Parents for Future. "Deswegen sollten wir nicht morgen, übermorgen oder irgendwann, sondern jetzt alles daran setzen, unseren Kindern die Sicherheit zu vermitteln, dass wir das hinbekommen". Zu der Demonstration hatten außerdem die Münchner Gruppe der Scientists for Future sowie mehr als fünfzig Umweltorganisationen aufgerufen.
Die Fridays-for-Future-Aktivisten hatten vor einigen Wochen konkrete Forderungen formuliert, wie München auf kommunaler Ebene dazu beitragen kann, dass die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden kann: Etwa durch die Einrichtung einer autofreien Zone innerhalb des Mittleren Rings bis spätestens 2025. In fünf Jahren sollen demnach überhaupt keine Fahrzeuge mehr in der Stadt fahren, die das klimaschädliche CO₂ ausstoßen. Außerdem sollen nach dem Willen der Aktivisten Busse und Bahnen in München ab 2025 kostenlos benutzt werden können und die Fernwärme-Versorgung in der Stadt bis in 15 Jahren ebenfalls klimaneutral sein.
Diese Forderungen dürften nicht länger auf die lange Bank geschoben werden, forderten die laut Polizei mehr als 10 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Politiker dürften nicht in die Sommerpause gehen, ohne ein Klimagesetz verabschiedet zu haben. "Wir müssen jetzt handeln. Die Politik muss jetzt ihre Hausaufgaben machen", sagte die 20-jährige Xenia Drexler von Fridays for Future. "Sowohl bundesweit als auch kommunal."