Die Klenzeschule kommt auch in den Sommerferien nicht zur Ruhe. Im Juli war den Eltern mitgeteilt worden, dass eine der dritten Klassen im neuen Schuljahr gestrichen werden soll. Gegen die Entscheidung des staatlichen Schulamts und des Kultusministeriums wächst Protest. Inzwischen verlangt ein Großteil der Eltern eine Korrektur, die sowohl den gebundenen Ganztageszug mit 21 Schülern erhält als auch drei Klassen für 60 Halbtagsschüler.
Die prognostizierte Zahl von 84 Kindern hatte den Grenzwert zum Bilden von vier Klassen knapp verfehlt. Zunächst hieß es, die Ganztagsklasse werde gestrichen. Doch dies hätte berufstätige Eltern vor massive Probleme gestellt. Am Vorabend des letzten Schultags - die Prognose war auf 81 Schüler gesunken -schwenkte die Schulleitung um. Die Ganztagsklasse bleibe, dafür werde es aber nur zwei statt drei Halbtagsklassen geben. Diese würden mit je 30 Kindern die Obergrenze von 28 Schülern überschreiten.
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Für die Schulbehörde ist das ein Griff in den "Werkzeugkasten". Was die Eltern dazu in zahlreichen Einzel- und Sammelbriefen an die Behörden schreiben, klingt aber nicht nach gelungenem Handwerk: "Wir sehen eine unüberbrückbare Ungerechtigkeit im Zahlenverhältnis von 21 zu 30. Dieser Spagat ist zu groß", schreibt eine Klassenelternsprecherin, auch im Namen anderer: "Wenn es in diesem Werkzeugkasten ein Tool für die Überschreitung der 28er-Grenze gibt, dann finden Sie doch bitte das Werkzeug, das den Erhalt der vier Klassen, inklusive Ganztag, ermöglicht".
Ein Vater kritisiert das "obskure und augenscheinlich rechtswidrige Gebahren" der Behörden und schreibt weiter: "Es ist schwer, sich hier nicht als Bauernopfer zu sehen, welches zu Gunsten der Ganztagsschul-Agenda erbracht wird, nur damit man im Wahlkampf keine schlechte PR hinsichtlich des ab 2026 kommenden Anspruchs auf ein Ganztagesangebot bekommt". Bei aller Solidarität mit Ganztagsfamilien befürchten die übrigen Eltern ungleiche Bildungschancen an ihrer Schule.
"Vielleicht vielen Eltern nicht bewusst"
Das Kultusministerium hat reagiert und erklärt, "in besonderen Fällen, im Einvernehmen mit der Schulfamilie" könne der Höchstwert um bis zu zwei Schüler überschritten werden. Laut internationalen Studien sei "die Schülerzahl pro Klasse weder ein Garant, noch ein Maßstab für erfolgreichen Unterricht". Von einem "Einvernehmen mit der Schulfamilie" kann allerdings keine Rede sein. Jeweils mehr als die Hälfte der Eltern in den Halbtagsklassen haben sich dem Protest angeschlossen - obwohl viele Familien zu Ferienbeginn nicht erreichbar waren.
Das staatliche Schulamt wiederum erklärt, Ganz- und Halbtageszüge könnten bei der Klassenbildung nicht getrennt gerechnet werden. Es zähle immer die Zahl aller Schüler eines Jahrgangs. Somit bleibe, was "vielleicht vielen Eltern nicht bewusst" sei, immer ein "Restrisiko", dass ein Ganztageszug nicht vier Jahre lang bestehe. Beim Wechsel von der ersten zur zweiten sowie von der dritten zur vierten Jahrgangsstufe würden die Klassenverbände zwar auch bei sinkender Schülerzahl beibehalten. Doch beim Wechsel von Jahrgangsstufe zwei auf drei sei "das Staatliche Schulamt gehalten, genau zu prüfen".
Jetzt können die Eltern nur hoffen: Falls die Schülerzahl doch noch die 85er-Grenze reißt, durch Zuzug oder durch Gastschulanträge von Eltern außerhalb des Sprengels, die ihre Kinder hier ganztags betreuen lassen wollen, könne es auch kurzfristig wieder eine vierte dritte Klasse geben, so die Behördenauskunft.