Ehemalige Mitglieder der aufgelösten katholischen Gruppierung "Integrierte Gemeinde" fordern von den Bischöfen eine neue Untersuchung. In einem Brief haben sie bei der Deutschen Bischofskonferenz die Einrichtung einer Wahrheitskommission beantragt. Ziel müsse eine umfassende Aufarbeitung der Theologie und Praxis in den Gliederungen der "Integrierten Gemeinde" sein. Nach Angaben der Initiatoren ist das Schreiben von 56 früheren Mitgliedern und Angehörigen unterzeichnet worden.
Die "Katholische Integrierte Gemeinde" (KIG) entstand nach dem Zweiten Weltkrieg in München als nach eigener Darstellung "Ort für ein aufgeklärtes und unverkürztes Christentum". Mit ihr verbanden viele Hoffnungen auf einen kirchlichen Neuaufbruch. 1978 sprach der damalige Münchner Erzbischof Kardinal Joseph Ratzinger die kirchliche Anerkennung aus. Auch nach seiner Beförderung zum Glaubenspräfekten in Rom und seiner Wahl zum Papst hielt Benedikt XVI. engen Kontakt zu der Gruppe. 2020 löste der Münchner Kardinal Reinhard Marx den kirchenrechtlichen Verein auf.
Prüfer hatten zuvor Erkenntnisse zu schwerwiegenden Missständen vorgelegt. So seien Mitglieder religiös manipuliert und finanziell ausgebeutet worden. Moniert wurden "überzogene Gehorsamsforderungen", ein "undurchsichtiges wirtschaftliches Handeln", "kompromisslose Ausgrenzung von Kritikern" und eine "unkontrollierte Machtausübung im Namen des Heiligen Geistes". Vertreter der Gemeinde wiesen dies damals als "böswillige Verleumdung" zurück.