Band der Woche:Ein Flirren, ein Rauschen

Lesezeit: 1 Min.

Kilian Sladek mit seiner Band "Fragments". (Foto: Lukas Diller)

Kilian Sladek hat Musik studiert, er kommt aus dem Jazz - und er liebt die Improvisation.

Von Johanna Schmidt

Der Sound der Band Fragments klingt so ganz anders als das, was der Name zunächst suggerieren mag. Nicht fragmentarisch und kleinteilig, sondern in seiner Komplexität harmonisch. Das liegt auch an Kilians Idee von dem, was Fragments sein soll. "Das Ganze ist eine Band und kein Ego-Projekt", sagt der studierte Sänger.

Zwar scheint diese Herangehensweise an das Musikmachen innerhalb einer Band zunächst logisch, doch Kilian kommt ursprünglich aus dem Jazz. Einem Genre, in dem dann meist doch der Gesang und somit auch der Sänger im Vordergrund steht. Auch in anderen Bereichen bricht er mit Traditionen. So erschien die Debut-EP von Fragments ganz ohne Label im Hintergrund.

"Seasons" heißt die vor Kurzem erschienene, vier Tracks umfassende EP. Was vom Jazz geblieben ist? Die Improvisation. Auf die Bühne geht die Formation ganz ohne Noten, und auch bei der Produktion im Studio spielten diese eine untergeordnete Rolle. Das Thema der Improvisation reicht hin bis zum Gesang, der ganz ohne Lyrics auskommt und sich genau deswegen perfekt in das Klangbild fügt. Als Neo-Scat bezeichnet Kilian dieses Vorgehen. Der Gesang wird so zu einer "instrumentalen Farbe", wie er es nennt. Bleibt man bei dieser Metapher, dann ließe sich das Farbschema von Fragments wohl als Neon-Pastell beschreiben. Leuchtend, klar und stark. Trotzdem in der Art reduziert, dass keine Farbe die andere überstrahlt.

"Es geht darum, Bilder zu erzeugen und Gefühle zu konservieren," beschreibt Kilian den Gedanken hinter dem Sound von Fragments. Mit der Idee eines Bildes im Kopf geht er dann auch ins Studio. Mit dem Zutun der anderen Musiker entsteht dann das Gesamtbild, das bei Live-Auftritten auch abweichen kann und darf.

Wer bei dem Titel "Seasons" allerdings klassische Jahreszeiten-Zyklen erwartet, irrt. Nicht Jahreszeiten bilden den Fokus, sondern Wandel und Veränderung in den Übergängen. Die Zeit zwischen der Zeit also. Die Musik von Fragments ist damit, im besten Sinne, Musik zum Auto- oder Zugfahren. Musik, zwischen Aufbrechen und Ankommen. Es ist ein Wabern, ein Flirren, ein Rauschen. Eine permanente, organische Bewegung.

Fragments

  • Stil: Ambient
  • Besetzung: Kilian Sladek (Vocals), Alexander Petri (Drums), Theo Kollross (Piano), Munguntovch "Tovcho" Tsolmonbayar (Bass)
  • Seit: 2020
  • Aus: München
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