München und Harare:Ein Musikfestival für die Partnerschaft

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Jobarteh Kunda beim Konzert auf der Thomawiese in Dachau. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ein Musikfestival soll die Städtepartnerschaft von München und Harare wieder beleben. Denn die seit 25 Jahren bestehende Beziehung ist kompliziert.

Von Sven Loerzer

Eine Ehe, die trotz vieler Schwierigkeiten seit einem Vierteljahrhundert besteht, das ist fast immer eine Feier wert. Doch obwohl vor 25 Jahren München und Harare eine Städtepartnerschaft schlossen, ist das Jubiläum ohne offizielle Feier weitgehend unbemerkt geblieben. Das hat natürlich mit Corona zu tun, aber auch mit der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation in Simbabwe, die viele Kontakte abreißen ließ.

Doch ein Musikfestival, das an diesem Wochenende online stattfindet, soll wieder Leben in die Beziehung bringen. Der Münchner Tenor Jochen Kraus hat zusammen mit einem engagierten Team und mit Förderung des Kulturreferats ein Weltmusik-Festival mit 17 Bands aus beiden Städten organisiert.

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Erste Kontakte mit dem Land im südlichen Afrika reichen in die 1990er-Jahre zurück, als Kraus während seiner Studienzeit in der Studentenstadt wohnte. Einer seiner Nachbarn dort kam aus Simbabwe. Kraus lernte Pamuzinda kennen, eine traditionelle Musikgruppe aus Harare. Darüber bekam er den Tipp, sich zum "Harare International Festival of the Arts" 2017 zu bewerben, bei dem er dann auftrat.

Auch 2019 wurde er wieder eingeladen, doch das Kunstfestival wurde wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage im Land abgesagt. Kurzerhand organisierten er und befreundete Musiker das "Munich Harare Arts Gathering" (Muhag), acht Konzerte an einem Wochenende in Harare, um den Künstlern dort eine Plattform zu bieten. "Es war eiskalt, nur vier Grad", erinnert er sich, weshalb nur wenige Leute kamen.

Aber Kraus und einige andere wollten weitermachen, darunter Blessing Chimanga, ein bekannter Musiker in Simbabwe mit vielen Kontakten. "Unsere Idee ist es, eine Drehscheibe für Künstler in den Partnerstädten zu werden, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind, sie zu vernetzen und ihnen durch unsere Erfahrungen und Kontakte bei der Durchführung eigener Projekte zu helfen", erklärt Kraus. "Wir wollen das Projekt auch auf andere Kunstformen neben der Musik ausweiten."

Durch die Musik sollen neue Brücken geschlagen und die Eiszeit beendet werden

Das Jubiläum der Städtepartnerschaft lieferte nun einen guten Anlass für einen weiteren Anlauf, diesmal mit Gruppen aus beiden Städten. "Wir haben das Festival einfach hochgezogen", sagt Kraus, trotz Corona. Das meiste lief über persönliche Kontakte, herausgekommen ist dabei ein Weltmusik-Festival, das von Jazz über Rock bis hin zu Folklore, Pop und Klassik reicht. Das Festival vom 3. bis 5. September wird von der Stadt München gefördert, "Harare ist auch im Boot". Kraus ist deshalb zuversichtlich, dass die Künstler mit ihrer Musik neue Brücken schlagen können und die Eiszeit endet.

Gerne hätte Kraus einen Live-Stream angeboten, doch es zeigte sich, dass das nicht klappen würde, weil die Internetverbindungen aus Simbabwe die Übertragung oft ruckeln lassen. Also entschied er sich dafür, die Konzerte mit einer Dauer von bis zu einer Stunde aufzeichnen zu lassen. Auch da war man nicht vor Pannen gefeit: Einige Gruppen aus Simbabwe mussten zwei Mal antreten, weil ein Fehler die erste Aufnahme unbrauchbar machte. Zu hören und sehen sind nun Dudu Manhenga und Hope Masike, zwei sehr bekannte Musiker in Harare. Versteht sich, dass Blessing Chimanga dabei ist und natürlich auch Jochen Kraus selbst, der zusammen mit der Pianistin Julia Engelhart auftritt. Weitere Konzerte spielen das Harfenduo Franziska Eimer & Andrea Regenauer, die Stadtkapelle Germering oder Deafining Opera, Kudzi Kays, Taffie Matiure, Pamuzinda und Jobarteh Kunda. Neun Bands aus Harare und acht aus München präsentieren sich so gemeinsam unter dem Dach des Festivals - als gemeinsamer Live-Auftritt wäre das nicht nur wegen Corona, sondern schon wegen der Kosten gescheitert.

An ein paar Orten wird es Public Viewing im Corona-gerechten Rahmen geben, so im Café von Bellevue de Monaco und in der Mohrvilla. Kraus hofft, mehr Mitstreiter und künftig Sponsoren zu finden, um die künstlerische Kooperation zwischen den beiden Partnerstädten fortsetzen zu können. "Alle Kunstformen sind willkommen", betont Kraus.

Das Programm zum Festival von 3. bis 5. September und einen Trailer mit musikalischen Kostproben gibt es unter https://muhag.org.

© SZ vom 31.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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