Second-Hand-Laden:Wiederverwenden statt verschwenden

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Unter den Gebrauchtwaren, die im neuen Schwabinger Pop-up-Store verkauft werden, findet sich auch Kurioses und Kuscheliges. (Foto: Robert Haas)

Stühle, Gitarren, Geschirr und Schallplatten: In Schwabing hat ein Ableger des Gebrauchtwarenkaufhauses "Halle 2" eröffnet. Wenn das Pop-up-Geschäft gut läuft, könnte ein weiterer Standort folgen.

Von Nicolas Friese

Sie hat ihn immer im Blick, den goldenen Stuhl. Lilly Meier, 32, ist eine halbe Stunde zu früh da. Eingehüllt in ihrer Winterjacke steht sie auf dem Bürgersteig und wartet. Sie deutet auf die Eingangstür: "Dort steht zehn Uhr." Dass der Pop-up-Store der "Halle 2" am Eröffnungstag erst um 10.30 Uhr öffnet, wusste sie nicht. Ihr Objekt der Begierde: der goldene Stuhl im Schaufenster. "Ich ziehe gerade um", sagt sie, "der Stuhl würde perfekt in die neue Wohnung passen." Sie ist jedoch nicht die Einzige, die wartet: Der Andrang ist groß.

Das Schwabinger Geschäft ist das zweite seiner Art. In Pasing steht die "Halle 2" und dient seit Jahren als Anlaufpunkt für Personen, die gut Erhaltenes günstig kaufen wollen. Präsentiert auf 80 Quadratmetern findet man nun in der Hohenzollernstraße so einiges: Stühle, Gitarren, Geschirr und ein rotes Rennrad. Dieses möchte sich Walter Schellhorn mal genauer anschauen. Der Rentner steht schon vor der Eröffnung in der Schlange, blickt immer wieder durch das Schaufenster auf das Vintage-Rad. Er hoffe, dass es "ein Italiener" sei. Schellhorn betitelt sich selbst als Schrauber, berichtet von unzähligen Fahrrädern, die er restauriert habe. "Als ich gestern zufälligerweise an dem Laden vorbeigelaufen bin, wusste ich: Das muss ich mir mal anschauen", sagt der Schwabinger.

Auch Münchens Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) durfte am Freitag einen Blick in den Laden werfen. Ihr erster Eindruck: "Sehr schön ist er geworden." Es freue sie sehr, dass der Andrang zur Eröffnung so groß sei; man nehme den "Flohmarkt-Charakter" wahr. Sie sei positiv überrascht, dass die Leute direkt so viel einkaufen würden. Als eine Kundin mit einer grünen Lampe im Arm den Laden verlassen möchte, spricht Dietl die Frau an: "Die ist super, habe ich auch zu Hause stehen."

Der neue Laden befindet sich an der Hohenzollernstraße. (Foto: Robert Haas)
Es gibt viel zu entdecken. (Foto: Robert Haas)
Nikolaus Hosemann begutachtet die Schallplatten im neuen Pop-up-Laden der "Halle 2". Der Schwabinger ist Experte, wenn es um Gebrauchtwarenläden geht. (Foto: Robert Haas)

Nikolaus Hosemann steht bei den Schallplatten. Mit einer Hand hält er ein Glas Sekt. Mit der anderen stöbert er durch die Kisten, zieht immer wieder ein Exemplar heraus und begutachtet es. Der Schwabinger sagt, er besuche oft die "Halle 2". "Für mich ist das Kramen in Gebrauchtwarenläden eine Art der Ablenkung." Dass es nun "einen Laden bei mir um die Ecke gibt", freue ihn. Eine neue Schallplatte für seine Sammlung hat Hosemann am Eröffnungstag nicht erworben, "das ist aber nicht weiter schlimm".

Die Kommunalreferentin Kristina Frank ist von dem Laden "geplättet". Dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Abfallwirtschaftsbetriebs München (AWM), der den Pop-up-Laden und die "Halle 2" betreibt, viel Leidenschaft hineingesteckt haben, merke man. Für Frank ist es wichtig, den Zugang zu Gebrauchtwarenläden der AWM zu vereinfachen: "Dafür ist dieser Standort perfekt." Warum soll der Laden jedoch erst einmal nur bis Ende des Jahres bleiben? "Wir wollen schauen, ob er gut ankommt, bevor wir uns festlegen." Frank gibt einen Ausblick auf potenzielle neue "Locations": "Im Münchner Osten fehlt ein solches Geschäft bislang", sagt sie.

Nach wenigen Minuten verlässt Walter Schellhorn den Pop-up-Store schon wieder. "Leider doch kein italienisches Rennrad", sagt er, "ich komme aber sicherlich wieder."

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