Giesing:Der Tegernseer Platz soll schöner werden

Lesezeit: 2 Min.

4000 Quadratmeter und doch kein Ort, um sich aufzuhalten: Der Tegernseer Platz in Giesing soll attraktiver werden für die Anwohnerinnen und Anwohner. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Damit Radfahrer den Platz leichter queren können und Passanten sich gerne dort aufhalten, wird er umgestaltet. Mehr Bäume, aber einen U-Bahnaufgang weniger sehen die Pläne vor. Das gefällt nicht allen.

Von Julian Raff

Mit zahlreichen Läden und einem der letzten echten Postämter hätte der Tegernseer Platz im Herzen Giesings eigentlich alles, was ein belebtes Stadtteilzentrum braucht - bis auf Raum zum Verweilen. Bis heute ist er deshalb vor allem eine Drehscheibe für den Verkehr geblieben. Der 4000 Quadratmeter große Platz soll nun mehr Raum für Fußgänger bieten. Ein Konzept dazu hat der städtische Bauausschuss in die Detailplanung geschickt. Die Zustimmung dazu war groß - es gab allerdings auch Kritik, da nicht nur Flächen für den Autoverkehr wegfallen sollen, sondern auch einer von sechs U-Bahnaufgängen.

Der Umbau soll für voraussichtlich etwa zwölf Millionen Euro realisiert werden und findet an sich breiten Rückhalt: Der örtliche Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten stimmte einstimmig zu, mit großer Mehrheit taten das auch rund 300 Teilnehmer einer Bürgerversammlung im September 2021. Vorgesehen ist, die Doppelspur zwischen Tramgleisen und Postamt auf eine schmale Fahrrinne zu verengen und die dortigen Parkplätze für Postkunden zu streichen - Letzteres gegen den Einspruch des Wirtschaftsreferats. Auf der verbleibenden Spur soll der Autoverkehr auf 20 Stundenkilometer gebremst werden.

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Außerdem prüft das Planungsreferat, ob die MVG-Busse östlich über die Deisenhofener-, Heimgarten- und Werinherstraße am Platz vorbei geleitet werden können. Dies würde zwar rund 750 Meter Umweg bedeuten, aber auch eine bessere Erschließung der östlichen Wohngebiete. Flüssige Fahrt verspricht die Planung für Radfahrer, die heute nur in nördlicher Richtung über die Fahrbahn gelangen, in südlicher nicht. Künftig soll östlich der Tramgleise eine Radspur in Richtung Norden führen, nach Süden geht es westlich der Gleise.

Der für Radler und Fußgänger gewonnene Platz bleibt zwar am Boden versiegelt, er soll sich aber durch Baumpflanzungen in eine "grüne Bahnhofshalle" mit angenehmen Temperaturen verwandeln. Dass dafür erst einmal die vier bestehenden Bäume im Westteil des Platzes gefällt werden, bleibt ein Kritikpunkt, aber nicht der wichtigste.

So könnte der Tegernseer Platz einmal aussehen. Die Bauarbeiten sollen 2026 beginnen. (Foto: Visualisierung: Burger Landschaftsarchitekten)

Wirklich unzufrieden zeigten sich zuletzt der Fahrgastverband Pro Bahn, der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN) und Lokalpolitiker aus dem südlichen Nachbarbezirk mit dem Vorhaben, den zwischen der Silberhorn-Apotheke und den Tramgleisen gelegenen Abgang zur U-Bahn zu schließen. Benötigt wird der Platz für den neuen Radweg und einen Ausbau der Tram-Station, wo dann bis zu 55 Meter lange Züge halten könnten.

Auch wenn der mittlere U-Bahn-Abgang vergrößert werden soll, könnte die Schließung der westlichen Treppen dazu führen, dass Fahrgäste beim Umsteigen zwischen Tram und U-Bahn eilig die Gleise queren und vor einfahrende Züge geraten, gibt unter anderem Andreas Babor zu bedenken, der für die CSU sowohl im Bauausschuss sitzt, als auch im Nachbar-Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching. Am Wettersteinplatz könne man beobachten, was er befürchte, so Babor. Tram-Passagiere queren hier regelmäßig wild die Fahrbahn, ohne den Umweg über die Fußgängerampeln zu nehmen - die das Problem daher auch am Tegernseer Platz kaum entschärfen würden. Im Bauausschuss stimmten CSU und FDP/Bayernpartei gegen die Planung.

Die Tramgleise nach Osten zu verlegen, um die vier Bäume und den U-Bahnaufgang zu erhalten, diese Möglichkeit hatte die Verwaltung zuvor erneut abgelehnt. Das hätte ein Planfeststellungsverfahren erfordert und so den angestrebten Baubeginn 2026 verzögert.

Aber auch Rot-Grün sieht sich zum Nachbessern veranlasst: Die Verwaltung soll prüfen, ob sich westlich der Tramgleise ein Lift anstelle der Treppen unterbringen ließe. Mit dann zwei Aufzügen gewänne die Station erheblich an Barrierefreiheit, bei etwas längeren Wegen für fitte Fußgänger. In diesem Sinne sprach sich der Bauausschuss auch für einen barrierefreien Bushalt am Platz aus, diesmal mit Zustimmung aller Fraktionen.

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