Gourmetrestaurant:Speisen im mondänen Wohnzimmer

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Auch in München gibt es Probleme mit leeren Tischen: Zwei-Sterne-Koch Tohru Nakamura in seiner "Schreiberei". (Foto: Stephan Rumpf)

Sternekoch und Popup-Held Tohru Nakamura hat in der Innenstadt eine Heimat gefunden. Anfang Dezember eröffnet sein neues Lokal "Tohru in der Schreiberei" - schon die Ausstattung ist oscarreif.

Von Franz Kotteder

Essengehen ist manchmal wie ein Kinobesuch. In der Burgstraße 5, beim Marienplatz ums Eck, fühlte man sich da früher ein bisschen wie bei Ivanhoe, dem edlen Ritter: Schließlich war das Weinlokal "Hofer, der Stadtwirt" in einem 450 Jahre alten Bürgerhaus aus dem Spätmittelalter untergebracht. Dann kam die Pandemie, Hofer zog aus, und der Sternekoch Tohru Nakamura zog ein. Erst mit dem Popup-Restaurant Salon Rouge im ersten Stock, das etwas von einem kleinen Rittersaal aus einem deutschen Autorenfilm der Siebzigerjahre hatte ("Herz aus Glas" von Werner Herzog vielleicht), dann mit einem Open-air-Fastfood-Lokal im Innenhof.

Nun ist Nakamura - nach einem sommerlichen Zwischenspiel im Werksviertel - wieder da. "Tohru in der Schreiberei" heißt sein neues Lokal in der Burgstraße 5, und diesmal ist es wirklich großes Kino und allein schon von der Ausstattung her oscarreif - was das Essen angeht, lässt sich Ähnliches erwarten. Genaueres weiß man aber erst von Anfang Dezember an, wenn das Lokal eröffnet.

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Tohru Nakamura, der seine beiden Michelin-Sterne mit seinem Team im Werneckhof erarbeitet hatte, hat in der Pandemie schon allerhand mitgemacht. Erst wurde der Werneckhof aufgegeben, dann begann die Zeit der Popups. In der Burgstraße hat er dann aber überraschend seinen neuen Stammsitz gefunden. "Ich möchte eigentlich schon die nächsten 30 Jahre hier bleiben", sagt er. Ergeben hat sich das alles, weil das denkmalgeschützte Haus saniert werden musste (oben ist man schon fertig, unten im Erdgeschoß wird noch gearbeitet).

Das Menü kostet 245 Euro

Über gemeinsame Bekannte fanden Felix Radmer von der Eigentümerfamilie und der Gastro-Unternehmer Marc Uebelherr (unter anderem Oskar Maria, Oh Julia) mit Nakamura zusammen und entwickelten ein neues Konzept. Unten wird eine Art Brasserie mit 100 Plätzen einziehen, oben im ersten Stock eröffnet am Mittwoch das Gourmetrestaurant Tohru in der Schreiberei. Wer oben reserviert, gönnt sich wirklich etwas (das Menü kostet 245 Euro), unten soll es ein normales Restaurant werden, "in dem man auch zweimal in der Woche essen kann", so Uebelherr.

Bei der Ausstattung stimmt jedes Detail - was das Essen angeht, lässt sich Ähnliches erwarten. (Foto: Stephan Rumpf/SZ)

Tohru in der Schreiberei ist ein mondänes Wohnzimmer geworden, die zwei Farbtöne Orange-brûlé und Smaragdgrün beherrschen die Räume. Daniela Wilke und Daniel Hildmann, für die Ausstattung zahlreicher gehobener Restaurants zuständig, haben für eine prächtige Kulisse gesorgt, in der jedes Detail stimmt und auf das Ganze Bezug nimmt, von der immer wieder auftauchenden Silhouette der Eingangstür über die Himmelleitertreppe bis hin zu japanischen Einflüssen. Da treffen sie sich kongenial mit der Küche Nakamuras.

Der wiederum setzt ebenfalls auf Cinemascope und Opulenz. Zwölf Positionen stehen auf der Karte, das Wort "Gänge" vermeidet Nakamura, er spricht lieber von "kulinarischen Ereignissen" und von "klassischen französischen Saucenstrukturen und asiatischer Leichtigkeit". Dass die Eröffnungskarte etwas Besonderes sein soll, ist klar. Einer der Höhepunkte wird der Rehrücken sein, der auf asiatische Art 24 Stunden lang gebeizt wurde: passend zur Zeit mit "geimpftem Reis" - den man zuvor mit Hilfe von Koji-Pilzen fermentiert hat.

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