Es ist kurz vor 19 Uhr. Max Blaumeister rückt die letzte seiner zehn gerahmten Fotografien gerade. Jetzt hängt alles so, wie es soll. Keine Minute später strömen die ersten Besucher in den lichtdurchfluteten Raum, später werden sich um die 300 Gäste vor den Kunstwerken tummeln. Schon zum fünften Mal veranstaltet die "Junge Leute"-Redaktion der Süddeutschen Zeitung die Ausstellung "10 im Quadrat" im Farbenladen im Feierwerk. "10 im Quadrat": Das sind zehn junge Fotografinnen und Fotografen, die jeweils zehn junge Musikerinnen und Musiker porträtieren. Heraus kommen 100 Fotografien, die verschiedener nicht sein könnten.
Ausstellung "10 im Quadrat":Nichts wird versteckt
Was passiert, wenn zehn Fotografen auf zehn Musikerinnen treffen und Aufnahmen machen? Es geht kreativ zu, emotional - und aufwühlend.
"Es ist spannend, die unterschiedlichen Bilder zu sehen. Man erkennt die Musiker teilweise gar nicht", sagt Angie Kirchberger, die als Hair- und Make-up-Artistin für die Fotografin Viktoriya Zayika am Projekt beteiligt war. Von den gerade mal fünf Zentimeter breiten Mini-Porträts von Dominik Patzelt über die analogen Fotos von Lisa Nguyen oder die aufwendigen Inszenierungen von David Buchner - die Fotostrecken sind so individuell wie ihre Schöpfer und Modelle. "Das Konzept ist der Hammer. Ganz simpel im Aufbau, aber es gibt so unterschiedliche Ausdrücke", sagt Alix Steinhoff, eine Besucherin der Vernissage. "Ich habe mit Fotografie eigentlich wenig am Hut, aber das begeistert mich total. Die Kunst ist so wandelbar." Auch Fotografin Viktoriya Zayika meint: "Bei den Themen hat sich keiner wiederholt. Die Musiker haben sich gut darauf eingelassen und ihre Gedanken mit uns geteilt. Am emotionalsten waren für mich die Vorgespräche. Keiner spricht freiwillig über seine verletzlichen Stellen."
Die Wochen vor der Vernissage waren für alle Beteiligten intensiv. Kennenlernen, Zueinanderfinden, Konzepte ausloten. Obwohl die Musik und die Fotografie ganz unterschiedliche Formen der Kreativität sind, zeigt das Projekt ihre Gemeinsamkeiten. Die Fotografin Lilia Piperova hat sich vor den Shootings in jeder freien Sekunde die Musik der Teilnehmenden angehört. Sie erzählt: "Die Schnittstelle ist die Freiheit, die Offenheit und der Mut, sich drauf einzulassen. Beide Seiten lernen viel über sich." Die Seite vor der Kamera zeigt sich ebenfalls zufrieden. Der Musiker Niklas Halm betrachtet das Foto, das Lisa Nguyen von ihm geschossen hat. "Es hat wirklich Spaß gemacht. Es ist cool, dass so viele gekommen sind - vor allem so viele junge."
Auch die Besucherin Mirjam Gaschler lässt den Blick über die Besuchermenge schweifen und meint: "Die Crowd ist anders als sonst in den Museen oder Galerien. Es ist schön, mal eine jüngere, alternativere Kunstszene kennenzulernen." Mehr Platz für die junge Münchner Kunstszene wünscht sich auch der Fotograf Dominik Putz. "Junge Kunst sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen, andere Städte bieten da mehr Möglichkeiten. Es ist Win-win für alle - neue Perspektiven und Ansätze." Sein Vater, Michael Putz, stimmt zu: "München hat ja kaum Ausstellungsflächen für junge Künstler und noch weniger für Fotografen. Allein, dass man hier jungen Leuten eine Plattform bietet, ist der Rede wert."
Selbst als die Ausstellung schließt, stehen noch zahlreiche junge Menschen vor dem Farbenladen und unterhalten sich angeregt - ein Abend, der nicht nur Fotografie und Musik zusammengebracht hat.
10 im Quadrat 2024, Feierwerk Farbenladen, Hansastraße 31, samstags 15-20 Uhr, sonntags 14-18 Uhr, bis 26. Mai