Flucht nach Deutschland:Lebensgefährliche Fahrt auf Güterzug

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Ein Güterzug steht am Rangierbahnhof München-Nord. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Versteckt unter Planen versuchen wieder mehr Geflüchtete die illegale Einreise nach Deutschland. Mehr als 30 Menschen erreichten so binnen der vergangenen sieben Tage München.

Von Martin Bernstein

Nachdem die Fluchtroute über den Brenner im vergangenen Jahr nahezu dicht war, wagen derzeit erneut Migranten in wachsender Zahl illegal die bisweilen lebensgefährliche Fahrt von Italien nach Deutschland, versteckt auf Güterzügen unter Lastwagen-Planen. Mehr als 30 Menschen erreichten so binnen der vergangenen sieben Tage München.

Bundespolizisten entdeckten am Dienstagmittag gegen 12.20 Uhr am Rangierbahnhof Laim vier Menschen im Alter von 16 bis 37 Jahren. Die drei Türken (16, 18 und 20 Jahre alt) sowie ein Jemenit (37) gaben an, mit einem Güterzug über den Brenner und Österreich illegal eingereist zu sein. Ihre Migrationsroute führte sie nach eigenen Angaben über die Türkei, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Kroatien und Slowenien nach Italien. Alle vier stellten einen Asylantrag.

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Bereits am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche waren der Bundespolizei im Gleisbereich des Güterbahnhofes München-Ost zweimal Personen gemeldet worden, die trotz umfangreicher Suchmaßnahmen nicht mehr aufgefunden wurden. Es soll sich einmal um etwa 20 Menschen, im zweiten Fall um acht Flüchtende gehandelt haben - unter ihnen sollen auch Kinder gewesen sein. In beiden Fällen waren an Lkw-Aufliegern Dachplanen aufgeschlitzt worden, um in Italien in die Wagen zu gelangen. In den Lastwagen wurden Lebensmittel und Kleidung sichergestellt.

Zuletzt waren von der Münchner Bundespolizei am Freitagmorgen, 16. Juli, drei Syrer mit zwei Kleinkindern auf einem Güterzug am Rangierbahnhof München-Ost aufgegriffen worden. Weitere Fälle waren am 3. Juli (vier Erwachsene und vier Kinder, die wegen religiöser Verfolgung aus der Türkei geflohen waren) und am 17. Juni (ein weiblicher Bootsflüchtling aus Kamerun mit ihrem Kleinkind) registriert worden.

Insgesamt griff die Bundespolizei in diesem Jahr 31 Güterzug-Migranten auf, die an einem der Münchner Rangier- oder Güterbahnhöfe von Zügen sprangen und dort zwischen den Gleisen umher irrten. Berichte von Zeugen und Funde auf Güterzügen deuten aber darauf hin, dass weit mehr Menschen auf diesem Weg nach Deutschland gekommen sind. Im vergangenen Jahr waren - wohl pandemiebedingt - keine Fälle bekannt geworden, im Jahr zuvor waren es 65 Menschen gewesen. Zum Vergleich: 2017 hatten noch 565 Schutzsuchende diesen gefährlichen Migrationsweg genommen.

© SZ vom 26.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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