Feldmochinger Anger:Eine Parkmeile für den Münchner Norden

Lesezeit: 3 min

Beim Spaziergang tauschen sich Vertreter der Stadt, des Landschaftsarchitektenbüros und Anwohner über die Park-Pläne aus. (Foto: Catherina Hess)

Ein für die Öffentlichkeit erschlossener Feldmochinger Anger könnte vom Olympiapark bis ins nördliche Umland reichen. Der Bedarf an Natur vor der Haustür ist gewachsen - und dennoch sind nicht alle von der Idee begeistert.

Von Benjamin Stolz

Auf dem Miniaturmodell zeigt ein gelber Stecknadelkopf, wo sich die Anwesenden genau befinden. In Wirklichkeit steht dort auf der Wiese im Norden Münchens ein provisorischer Infostand, der die Erstellung eines Masterplans für eine Parkmeile im Feldmochinger Anger einläutet. Das Ziel: Die zwischen Feldmochinger Einfamilienhäusern und Hasenbergler Gemeindebauten verlaufende Grünschneise soll künftig besser zu durchqueren und vielfältig nutzbar sein.

"In Zeiten von Corona wurden die wohnungsnahen Freiräume wichtig", sagt Sophie Holzer von der Abteilung Grünplanung im Referat für Stadtplanung und Bauordnung. Das Interesse der Anwohner an besser erschlossenem Naherholungsraum ist groß. Die 40 Plätze für einen gemeinsamen Spaziergang und Austausch mit Vertretern der Stadt und des mit der Konzepterstellung beauftragten Landschaftsarchitektenbüros Bauchplan sind schon Tage vorher belegt.

Anrainer Hans Jocham ist ein diverser Baumbestand ein Anliegen. Nicht Ahorne oder Zierbirnen sollen seiner Ansicht nach am Anger gepflanzt werden, sondern "Walnuss-, Haselnuss- oder Apfelbäume, damit man etwas davon hat." Der Feldmochinger Martin Wagner erzählt von den Fasanen und Hasen, die es früher auf den Wiesen gegeben haben soll: "Es ist wichtig, dass die Tiere noch Platz haben." Die Mitarbeiterinnen von Bauchplan gehen mit Klemmbrettern und Kugelschreibern zwischen den Menschen herum und notieren Bedürfnisse und Bedenken. "Unser Job ist es, die Aufmerksamkeit auf den Anger zu lenken und ein größeres Konzept entstehen zu lassen", erklärt Landschaftsarchitektin Nikola Pohl.

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Die Idee eines für die Öffentlichkeit erschlossenen Feldmochinger Angers, der vom Olympiapark bis ins nördliche Umland reichen soll, ist nicht neu. "Ein großes Grünprojekt in kleinen Schritten" prangt auf einer großen Tafel am Wegrand, die dort schon seit den frühen 1990er-Jahren steht. "Die Stadt München besitzt nur einige Grundstücke selbst", begründet Philipp Königer die Verzögerung. Laut dem Teamleiter der Landschaftsplanung im Planungsreferat gibt es im Anger viele "unterschiedliche Nutzungen".

Der erste Halt der Erkundungstour ist ein stoppeliger Acker. "Der Münchner Norden ist der Gemüsegarten von München", referiert Königer und verweist auf den anwesenden Feldmochinger Landwirt Florian Kraft. Der wiederum hat mit den Plänen der Stadt keine Freude. Auf zehn Feldern à zehn Hektar baut Kraft im Anger etwa Ackerbohnen und Weizen an. Die Heuproduktion hat er wegen der Kontamination durch Hundekot längst aufgegeben. "Wir pflegen die Landschaft. Die Stadt München bräuchte sich eigentlich um nichts zu kümmern", sagt der Landwirt.

Von Krafts zehn gepachteten Äckern gehört nur einer der Stadt München. Dass sich am Rande seiner Felder Trampelpfade gebildet haben, toleriert er einfach. "Jeder Zentimeter ist für mich Flächenverlust", stellt er klar.

Tobias Müller lebt seit sieben Jahren in einem Wohnblock in Hasenbergl, nur wenige Meter vom Anger entfernt. "Man kann aus einem Grünstreifen mehr herausholen", meint er. Er wünscht sich, dass die Verbindungswege zwischen den Stadtteilen künftig beleuchtet und besser ausgebaut werden. Für Stadtrat Florian Schönemann (Grüne) trennt der Feldmochinger Anger mehr als die zwei Teile des Bezirks: "Diese Schneise trennt auch die sozialen Schichten. Es wäre schön, wenn sie irgendwann die Leute verbindet."

Das Planungsreferat nimmt sich vor, zumindest einen zusammenhängenden Weg durch den Anger zu schaffen. Zusätzlich solle, so Sophie Holzer, auch Grund gekauft werden: "Wir fokussieren uns darauf, Grundstücke an den strategischen Orten der Planung zu bekommen". Zeitversetzt will das Referat für die Parkmeilen in Trudering-Neuperlach und entlang der Drygalski-Allee an weiteren Masterplänen arbeiten. Mit einer kürzlich vom Bund zugesagten Förderung unter dem Aufruf "Post-Corona-Stadt" richtet die Stadt eine "befristete, projektbezogene Stelle" ein.

Aufgabe dieses Postens soll es sein, die Grünzüge zu verwalten und eine Methode zu entwickeln, auch die anderen sieben Parkmeilen Münchens attraktiver zu gestalten. Laut Förderantrag vom Dezember 2020 belaufen sich die Kosten für den geplanten Ausbau der Parkmeilen auf insgesamt 475 800 Euro, wovon die Stadt München 126 970 Euro selbst trägt.

Bis an den drei Parkmeilen etwas zu sehen ist, wird es noch dauern. Vor der Erstellung des Plans lädt die Stadt demnächst zu zwei Workshops mit Bürgerbeteiligung. "Wo der Baum, der Weg und die Bank hinkommen, bestimmt dann das Bauamt", sagt Philipp Königer. Im nächsten Jahr soll die Beschlussvorlage für den Masterplan dem Stadtrat vorliegen und die erweiterte Nutzung beginnen.

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