Wahl des Thüringer Ministerpräsidenten:"Ich schäme mich heute, dass ich in der FDP bin"

Mehrere Hundert Menschen demonstrieren vor dem Parteibüro gegen die Wahl Thomas Kemmerichs mit den Stimmen der AfD. Der bemerkenswerteste Auftritt kommt von Thomas Ranft, der für die FDP im Stadtrat sitzt.

Von Bernd Kastner

Es ist der bemerkenswerteste Auftritt an diesem Abend: "Ich schäme mich heute, dass ich in der FDP bin." Das sagte Thomas Ranft, der für die FDP im Münchner Stadtrat sitzt und wie so viele andere entsetzt ist, was in Thüringen geschehen ist: Dass sich der FDP-Mann Thomas Kemmerich mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten wählen ließ. Am Donnerstagabend haben nach Polizeiangaben rund 200 Menschen vor dem FDP-Büro in der Goethestraße gegen diesen "Tabubruch" demonstriert.

Darunter war Ranft, der nach eigenen Angaben im Namen der bayerischen FDP, des Stadtverbands und seiner Rathausfraktion sprach. Er sei "aufgewühlt" ob der Geschehnisse und wurde deutlich: "Höchst unanständig" nannte er das Agieren seiner Parteikollegen in Erfurt, womit sie einen demokratischen Konsens aufgekündigt hätten: "Ich könnte kotzen!"

Alle Rednerinnen und Redner auf der von "München ist bunt" organisierten Kundgebung drückten ihr Entsetzen aus über die "Wahl der Schande". So formulierte es Charlotte Knobloch (am Rednerpult), die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde. Sie warnte vor der Wiederkehr der Vergangenheit, wenn Leute wie der "Neonazi" Björn Höcke, AfD-Chef in Thüringen, weiter Erfolg haben.

© SZ vom 07.02.2020 / beka - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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