Neujahrspredigten:"Ich bin außerordentlich beunruhigt"

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Geht "in großer Sorge in das kommende Jahr": Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising. (Foto: Felix Hörhager/dpa)

Kardinal Reinhard Marx und Landesbischof Christian Kopp senden zum Jahreswechsel politische Botschaften und fordern zum Einsatz für die Demokratie auf.

Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, hat in seiner Predigt zum Jahresende im Münchner Liebfrauendom die Christinnen und Christen aufgefordert, sich für die Demokratie einzusetzen.

Marx äußerte, dass er "in großer Sorge in das kommende Jahr" hineingehe. Da seien zum einen die Kriege "vor unserer Haustüre", aber auch die Gefahr, die von autoritärem Denken, Populistinnen und Populisten sowie Verschwörungstheoretikerinnen und -theoretikern für die Demokratien ausgehe - in Europa, aber auch weltweit: "Ich bin außerordentlich beunruhigt darüber."

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Zugleich beschäftige ihn die Kirchenmitgliedschaftsstudie der Evangelischen Kirche in Deutschland 2023, die deutlich gezeigt habe, dass die Menschen sich zwar zunehmend soziales Engagement von der Kirche wünschten, die Bedeutung der Glaubenspraxis, der Gottesdienste und des Gebets jedoch immer geringer schätzten. Es sei nicht die richtige Reaktion, "den Kern des christlichen Glaubens aufzulösen, für eine reine karitative und soziale Tätigkeit". Diese sei zwar auch Aufgabe der Kirche, aber eben nicht nur.

Um die Herausforderungen auf gesellschaftlicher Ebene wie auch im Privaten zu bewältigen, sich ihnen mit Zuversicht zu stellen, brauchten Christinnen und Christen die Stärke aus dem Glauben. "Ich bin überzeugt, dass gerade die Kraft des Gebets von außerordentlicher Bedeutung ist", erklärte Marx, denn "im Gebet öffnet sich ein neuer Horizont".

Die Nation sei "keine Erfindung Gottes", sondern eine menschliche Erfindung, mahnt Christian Kopp, der bayerische evangelische Landesbischof. (Foto: Lennart Preiss/dpa)

Ähnliche Schwerpunkte setzte auch Christian Kopp. In seiner ersten Neujahrspredigt als bayerischer evangelischer Landesbischof beklagte er ein Erstarken des Nationalismus in vielen Ländern. In der politischen Auseinandersetzung um Migration und abgehängte Personen sei Nationalismus "gerade wieder richtig im Aufwind", sagte Kopp in der Münchner Matthäuskirche.

Kopp verwies auf die Liebe Gottes und den Respekt für jeden Menschen "wie auch immer jemand aussieht, wie sie spricht, wie er denkt". Wenn im Jahr 2024 das Europaparlament neu gewählt werde, sollte berücksichtigt werden, dass die Nation "keine Erfindung Gottes", sondern eine menschliche Erfindung sei.

Kopp predigte über die Jahreslosung für 2024, "Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe", einen Satz aus dem Neuen Testament der Bibel. Ein Jahr lang Liebe, "ach, das wäre schön", sagte der Bischof, leider gebe es aber jeden Tag auch viel Lieblosigkeit und Hass, im persönlichen Leben und im Weltgeschehen.

Hass und Gewalt seien jedoch nicht einfach da, sondern würden gemacht. Gegen Hass und Gewalt helfe nur die Liebe. Wichtig seien dafür auch die Liebe zu sich selbst, der Respekt und die Achtung vor der eigenen Haltung. "Ohne den liebevollen Umgang mit mir selbst gibt es auch wenig liebevollen Umgang mit anderen", sagte Kopp.

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