Fußball in München:Nach den Spielen ist vor den Spielen

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Im Jahr 2024 sollen in der Arena in Fröttmaning wieder EM-Spiele ausgetragen werden. (Foto: Florian Peljak)

Die letzten Partien der Europameisterschaft liegen nur ein paar Monate zurück, nun bereitet sich die Stadt auf die nächste EM vor. 2024 sollen hier sechs Begegnungen stattfinden - das wird teuer.

Von Heiner Effern

Im Fußball geht es Schlag auf Schlag, die Zeit nach dem Spiel ist zugleich schon die Vorbereitung auf das nächste. Genauso ergeht es München im Moment mit den Europameisterschaften. Gerade ein halbes Jahr liegen die letzten Spiele in der Fröttmaninger Arena zurück, schon werden die nächsten geplant.

Nach der verspäteten Euro 2020 kommt München auch bei der Euro 2024 zum Zug, das Turnier wird komplett in Deutschland ausgetragen. Die Stadt hofft sogar auf zwei Spiele mehr als in diesem Sommer, also auf insgesamt sechs Partien. Die Experten in der Verwaltung schätzen die Kosten für München auf 28 Millionen Euro. Diese Summe und die weiteren Schritte soll der Stadtrat am Mittwoch genehmigen.

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München wird damit "die einzige Stadt, die in zwei Europameisterschaften hintereinander Austragungsort ist", schreibt Sportreferent Florian Kraus (Grüne) in der Beschlussvorlage. Die ganz große Euphorie für die nächste Auflage mag sich in der Rathauskoalition aber noch nicht einstellen.

Das liegt weniger am durchwachsenen Auftritt der deutschen Mannschaft im Sommer 2021 oder an den Fans, sondern am Verhalten der Uefa. Zuerst gängelte der Verband die Stadt mitten in der dritten Welle, möglichst viele Zuschauer ins Stadion zu lassen. Als dann das ungarische Parlament während des Turniers als Mitausrichter mit einem Gesetz die Informationen über Homo- und Transsexualität drastisch einschränkte und damit ein homophobes Zeichen setzte, verbot die Uefa der Stadt die gewünschte Gegenreaktion: Beim Spiel gegen die ungarische Mannschaft durfte die Außenhaut der Arena nicht in den Farben des Regenbogens leuchten. Das löste in München und weltweit großes Unverständnis aus.

Grüne und SPD fordern mehr Entscheidungsfreiheit

Deshalb wollen Grüne und SPD am Mittwoch einen Antrag im Stadtrat einbringen, der in ähnlichen Situationen mehr Entscheidungsfreiheit gewähren soll. Sportbürgermeisterin Verena Dietl (SPD) setzt zwar nicht auf volle Konfrontation, will sich aber nicht wieder "vor vollendete Tatsachen" stellen lassen. "Wir sind in einem guten Dialog. Wir müssen miteinander reden, um eine gute Lösung zu finden." Auch Hermann Brem, Sportexperte der Grünen im Rathaus, will nicht hinnehmen, "dass wir das Hausrecht völlig aus der Hand geben". Seine Partei werde die Verträge mit der Uefa "extrem misstrauisch und kritisch" betrachten, sagte Brem. "Stichwort: Knebelverträge."

Doch der Grünen-Stadtrat weiß auch, dass München wenig Handlungsmöglichkeiten hat, wenn die Spiele nicht zurückgegeben werden sollen. Also setzt Brem auf die Hoffnung, dass die Uefa die Werte, die sie stets propagiert, auch mit Leben füllen wird. Es könne aber auch gut sein, meint er, dass die Münchner Forderungen "irgendwo in einer Schublade verschwinden werden". Es stehe jedoch bald wieder ein Gespräch mit Turnierdirektor Philipp Lahm an, in dem man die Standpunkte noch einmal verdeutlichen wolle.

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Weder SPD noch Grüne wollen sich grundsätzlich dem Turnier verweigern, sportbegeisterte Politiker wie Dietl und Brem sehen schließlich auch den Reiz einer solchen Großveranstaltung. "Wir werden uns bestmöglich darauf vorbereiten", sagte Bürgermeisterin Dietl. München habe in diesem Sommer gezeigt, dass "wir es können und die perfekte Infrastruktur haben".

Es sei schon "etwas Besonderes", dass München zweimal hintereinander Gastgeber von EM-Spielen werde, erklärte Brem. Man wolle die Wahrnehmung Münchens "als Sportstadt von internationalem Rang" festigen, schreibt Sportreferent Kraus. In dem Zusammenhang verweist er auch auf die European Championships im kommenden Jahr mit Europameisterschaften in neun Sportarten, die München 50 Jahre nach den Sommerspielen veranstalten wird.

Die Vorbereitungen laufen schon

Bis zur Euro 2024 dauert es noch zwei Jahre länger, doch die Vorarbeiten haben längst begonnen. Im Sportreferat könne man im Wesentlichen auf die bewährten Kräfte der letzten Europameisterschaft zurückgreifen, sagte Dietl. Sechs Mitarbeiter bilden derzeit das Kernteam. Daneben seien aber auch viele weitere Beschäftigte der Stadt und ihrer Töchter eingebunden, sagte ein Sprecher des Sportreferats. Auch die Arbeitskreise für Sicherheit, Mobilität oder für das Rahmenprogramm würden wieder ins Leben gerufen. "Zusätzlich wird das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle spielen."

Dazu gehört auch die kostenlose Anreise der Fans ins Stadion mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Gratis-Tickets, die auch an die freiwilligen Helfer und akkreditierte Personen ausgegeben werden sollen, schlagen alleine mit 2,6 Millionen Euro zu Buche. Stadtrat Brem sieht aber nicht ein, "dass wir die bezahlen sollen, wenn die Uefa mit dem Turnier so viel Geld verdient". Zu den großen Posten der städtischen Ausgaben für die Euro 2024 gehören zudem die Sicherheit mit einem Volumen von mehr als zwölf Millionen Euro und die Veranstaltungen für die Fans mit 4,75 Millionen Euro. Die eigentliche Organisation soll 5,75 Millionen Euro kosten.

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