Freizeit in München:Wo die Drachen besonders gut fliegen

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Mann mit Drachen im herbstlichen Westpark in München. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Gleichung Herbst plus Wind gleich Drachensteigenlassen-Spaß geht an diesen Orten in und um München auf: Tipps für Familien und andere Drachen-Fans.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Rodelhügel im Riemer Park

Drachensteigenlassen mit Aussicht: am Rodelhügel in Riem. (Foto: René Hofmann)

Um die Aussicht geht es meist nicht beim Drachensteigenlassen. Wer die Schnur in der Hand hält, hat nur den Himmelstänzer im Blick. Manche Orte aber bieten mehr. Der Rodelhügel im Riemer Park ist ein solcher Ort. Von der 20 Meter hohen Erhebung, die aus dem Schutt des abgebrochenen Flughafens entstand, schweift der Blick weit. Im Osten über Felder, im Westen über die Häuser der (Messe-)Stadt und im Süden über die Zacken der Alpenkette - zumindest bei Föhn. Wind weht hier auch sonst oft. Kein Wunder, dass regelmäßig Drachenfeste steigen. Allein ist man an dem Aussichtspunkt selten. Der aber ist weitläufig genug, sodass es selten Gedränge gibt. Auf eines aber sollten Drachensteig-Einsteiger achten: Den Bäumen im von 1997 bis 2005 angelegten Park nicht zu nahe zu kommen! Dort hat sich schon so manches Windspielzeug verfangen. René Hofmann

Landschaftspark Hachinger Tal

Freie Bahn für den Wind - auf der alten Landebahn sind die Bedingungen für Drachen-Fans nahezu paradiesisch. (Foto: Claus Schunk)

Einst starteten hier Militärflugzeuge, längst ist das 126 Hektar große Gebiet zwischen Unterhaching, Neubiberg und Ottobrunn nur noch mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu durchqueren. Die alte Landebahn gibt es im Landschaftspark Hachinger Tal noch und neben ihr große Wiesen. Man findet also genügend Platz, seinen Drachen in die Luft hinauf zu lassen. Vor mehr als 20 Jahren wurde das Areal von der Gemeinde Unterhaching gekauft, zum einen Teil der Natur überlassen und zum anderen als Naherholungsfläche gestaltet. Das Konzept entwickelte damals Landschaftsarchitekt Hans J. Loidl, der seine Begeisterung für das Areal so ausdrückte: "Der Horizont ist dort, wo der Himmel scheinbar die Erde berührt. Den Horizont zu sehen, bedeutet Weite spüren." Die offene Wiesenlandschaft garantiert diese Weite, man hat das Gefühl, der Drachen fliegt bis zu den Alpen, die von hier aus am Horizont zu sehen sind. Iris Hilberth

Olympiapark

Unten im Olympiapark oder noch besser: rauf auf den Hügel. (Foto: Mirjam Hauck)

Der Hügel im Olympiapark ist wahrlich vielseitig: Man kann Bands im Stadion lauschen, Picknicken oder einfach in den Sonnenuntergang gucken. Im Herbst eignet sich Münchens schönster Stadtgipfel zudem ganz wunderbar zum Drachensteigen lassen - und das gleich aus mehreren Gründen: Mit Kind und Kegel ist er aus vielen Stadtteilen bequem mit dem Rad erreichbar. Der Hügel ist groß genug, dass sich niemand in die Quere kommen muss, aber auch nicht so groß, sodass man auch zufällig Freunde aus der Nachbarschaft treffen kann. Im Park schränkt kein Strommast oder ein ähnliches Hindernis den Flug des Drachens ein. Der Olympiaturm mit seinen Antennen ist in Sichtweite, also weit genug weg. Und vor allem macht es Eltern und Kindern viel mehr Spaß, mit dem Drachen in der Hand einen Hügel herunterzulaufen als auf einer flachen Wiese zu beschleunigen. Denn mit der richtigen Geschwindigkeit, das weiß man noch aus dem Physikunterricht, steigt jedes Flugobjekt doch gleich viel schneller in die Höhe. Mirjam Hauck

Panzerwiese

Ein Loch in der früher für militärische Übungen genutzten Betonmauer gibt den Blick auf die Panzerwiese frei. In weiter Ferne: die Allianz-Arena. (Foto: Barbara Galaktionow)

Hier kann sich wirklich kein Drachen verfangen: Auf der etwa 200 Hektar großen Panzerwiese am nördlichen Stadtrand Münchens steht auf weiter Flur kein Baum und kein Strauch. Ideale Bedingungen also, um sein Fluggerät aufsteigen zu lassen. Durch die unter Naturschutz stehende Heidelandschaft sind Schneisen gemäht, die Spaziergängern das Vorankommen erleichtern. Eine Schafherde tummelt sich irgendwo auf der Fläche. Das beeindruckend weitläufige Areal wird im Süden durch den vor etwas mehr als zehn Jahren fertiggestellten Stadtteil Nordhaide begrenzt, im Westen durch die Schleißheimer Straße und im Norden durch ein Wäldchen, das Hartelholz. Im Osten, wo das Gebiet an der Ingolstädter Straße endet, glitzert dahinter die Allianz-Arena in der Sonne. Seinen kriegerischen Namen verdankt die Panzerwiese ihrer früheren militärischen Nutzung: Bis in die 1980er-Jahre diente sie als Truppenübungsplatz, wovon heute noch eine kleine, mit Graffiti bemalte Betonmauer am Nordrand der Wiese zeugt. Außerdem fanden hier im Zweiten Weltkrieg die letzten schweren Kämpfe um München statt. Heute ist es hier ausgesprochen friedlich. Barbara Galaktionow

Theresienwiese

Lassen die Kinder den Drachen doch mal los, ist die Chance immerhin groß, dass er noch auf der Theresienwiese wieder zu Boden stürzt. (Foto: Florian Peljak)

Die Vergleiche zwischen München und Berlin sind etwas abgeflaut, seit man in Bayern eingesehen hat, dass man die "hippste Stadt der Welt" eigentlich nur im Fußball schlagen kann. Aber natürlich schielen die Münchner weiter nach Nordosten - weshalb die altehrwürdige Theresienwiese manchmal auch als "Tempelhofer Feld von München" firmiert. Etwas kleiner zwar als der zum Park gewordene Flughafen in Berlin-Neukölln, tun sich auch unterhalb der Schwanthaler Höh' fast weltstädtische, nur von ein paar Asphaltbändern durchzogene Weiten auf. Weil über die der Wind prima pfeifen kann, steigen Drachen hier schnell in die Höhe - und kommen auch wohlbehalten wieder runter, weil keine Bäume im Weg stehen, in denen sich die Schnüre verheddern könnten. Und das auch weiterhin auf der gesamten Fläche: Anders als beim Tempelhofer Feld kommt man im ebenfalls notorisch wohnungsarmen München nicht mal im Traum auf die Idee, dass eine Randbebauung der Theresienwiese eine gute Idee sein könnte. Mit einer Ausnahme freilich: Man sollte schon warten, bis die Zelte und Fahrgeschäfte des Oktoberfests - heuer ging die 188. Wiesn bis 3. Oktober - wieder vollständig abgebaut sind. Moritz Baumstieger

Westpark

Weite Wiesen im Westpark, für Spaziergänger mit oder ohne Drachen. (Foto: Catherina Hess)

Kulturhistorisch betrachtet gibt es kaum einen passenderen Ort in München als den Westteil des Westparks: China- und Japangarten, Nepalpagode, Thai-Sala - wo sonst kommt man den Ursprüngen des Drachensteigens näher als in Sichtweite des "Ostasien-Ensembles", das 1983 für die Internationale Gartenbauausstellung angelegt wurde. Schließlich sollen die ersten Flugobjekte aus Bambus und Seide schon im 5. Jahrhundert vor Christus in China gebaut worden sein. Auch in anderen asiatischen Ländern haben Drachen eine lange Tradition, als Glückssymbol und als Waffe der eher psychologischen Art: Als böse Luftgeister ließ man sie über den Feinden auf und ab tanzen. Ganz und gar nicht kriegerisch geht es zum Glück auf den weiten Westpark-Wiesen zu. Man findet ausreichend Platz, um selbst einen Lenkdrachen in die Höhe zu bringen, und viele Gleichgesinnte, bei denen sich besonders Anfänger so manchen Trick abschauen können, um die bunten Gleiter in der Luft zu halten. Eva Dignös

Buchendorf

Radler bei Buchendorf inmitten von Wiese, Feld und Wald. (Foto: Georgine Treybal)

Rundherum nur Wald, aber auf dieser Lichtung südwestlich von München, zwischen Forstenrieder Park und Forst Kasten, hat der Wind Platz. Mit dem Drachen abheben kann man gut auf dem Sportplatz am nördlichen Ortsrand oder rund um die Keltenschanze, und damit wäre gleich auch eine kleine Lektion Heimatgeschichte abgearbeitet: Der viereckige Erdwall umschloss einst eine keltische Siedlung. Wenn der Drachen nicht mehr fliegen mag, kann man sich dort entspannt zum Picknick niederlassen, einen kleinen Spielplatz gibt es auch und mit ein bisschen Glück sogar Bergblick. Eva Dignös

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