Kroatische Fußballfans in München:Das Fest fällt etwas kleiner aus

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Erst Trauer bei den kroatischen Fans in München - dann strömten sie doch auf die Leopoldstraße. (Foto: dpa)
  • Nach der Final-Niederlage gegen Frankreich fällt die geplante Party der kroatischen Fans in München kleiner aus - am Ende feiern sie aber gemeinsam mit den Franzosen auf der Leopoldstraße.
  • Statistisch haben in dem Wettbewerb die Kroaten gewonnen. Denn unter den 1,5 Millionen Münchnern gibt es rund 37 000 Menschen mit kroatischem Pass, nur ein bisschen weniger als Türken und deutlich mehr als Italiener und Griechen.

Von Matthias Köpf

Eigentlich war alles bereit für die ganz große Party. Auf der Theresienhöhe, wo an diesem Montag der Aufbau für das Oktoberfest beginnen soll, wollte die kroatischen Münchner am Sonntag erst noch ihr Sommermärchen feiern, es standen mehr als genügend beflaggte Fahrzeuge für einen finalen Autokorso bereit. Doch als die Glocke von Sankt Paul sieben schlug, waren vom "Bussi Bussi Bavaria" her nur noch ein paar traurige Böller zu hören, gehupt hatte kaum jemand. Die kroatischen Fans, beim Feiern bisher fast so draufgängerisch wie ihre Fußballer bei der WM, strömten zum großen Teil enttäuscht nach Hause.

Das Bussi Bussi, ein Interims-Eventlokal im einstigen Hacker-Bräuhaus, hatte sich im Verlauf der WM zur Fanmeile der Münchner Kroaten entwickelt, und bei allem Respekt vor der Bedeutung, die Frankreich und München füreinander haben: Statistisch haben in dem Wettbewerb die Kroaten gewonnen. Denn unter den 1,5 Millionen Münchnern gibt es rund 37 000 Menschen mit kroatischem Pass, nur ein bisschen weniger als Türken und deutlich mehr als Italiener und Griechen. Entsprechend könnte sich München locker zu den 20 größten Städten Kroatiens zählen, und am Sonntag hätten die Fans auf der Theresienhöhe leicht für eine kleinere Kleinstadt irgendwo im Hinterland der Adriaküste gereicht. Das angekündigte Stadtfest in dieser Kleinstadt fand zwar statt, aber so rauschend wie erhofft wurde es für die Münchner Kroaten nicht.

Die Sache mit der Aussprache

Zur Übertragung auf den Leinwänden gab es kroatischen Live-Kommentar, aber die Fans integrierten auch deutschsprachige Zuschauer reibungslos. Die durften dabei lernen, dass es mit eine schnellen "itsch" hinter praktisch jeden Nachnamen nicht getan ist, und für die Franzosen bot der Kommentator immerhin andere Aussprache-Varianten als Bela Rethy im ZDF.

Schon zur Halbzeit mussten einige Männer, über deren väterlichen Bäuchen sich das Schachbrettmuster in die Breite spannten, von ihren Familien nach Hause geleitet werden, aber sonst war die Stimmung insgesamt immer noch hoffnungsvoll, laut schallten Begeisterung, Enttäuschung und Entsetzen aus wohl Tausenden Kehlen durch die Stadt. Das 1:3 hatte dann nur noch ein resigniertes Echo, Frauenhände strichen tröstend über die verschiedensten Rückennummern. Beim 1:4 waren einige schon gegangen, und vor allem ein paar Grüppchen im besten A-Jugend-Alter stimmten noch stadiontaugliche Sprechchöre an. Sie durften doch noch einmal ihre Hände mitsamt den spritzenden Bierflaschen in die Höhe reißen, dann war Abpfiff - und alle applaudierten trotzdem. Später feierten dann doch noch einige Kroaten auf der Leopoldstraße. Gemeinsam mit französischen Fußballfans.

© SZ vom 16.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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