Die Masse an Menschen war beeindruckend und unerwartet. Zehntausende Menschen kamen am Sonntagnachmittag in München zur "Demo gegen rechts". Zwischen Odeonsplatz und Münchner Freiheit bildete sich eine einzige große Protestmeile. Unerwartet war aber auch eine Erfahrung, die viele der Demonstrationsteilnehmer machten, und die ganz unmittelbar mit der Ballung so vieler Menschen an diesem Ort zusammenhing: Die Mobilfunknetze aller Anbieter waren dort zwischen 14 und 15 Uhr instabil, zum Teil ging kurzfristig auch gar nichts mehr. Das Internet konnte nicht aufgerufen werden, SMS- oder Whatsapp versenden war nicht möglich, ja nicht einmal Telefonanrufe funktionierten. Waren auch die Netzbetreiber von der Situation überrascht?
Die Netze der Telekom seien an sich auch für eine höhere Auslastung ausgelegt, teilt Sprecher Adrian Sanchez mit. Das sehe man beispielsweise daran, dass die Versorgung selbst an Tagen wie Silvester mit extrem gesteigertem Datenaufkommen stabil sei. Der "kurzfristige, außergewöhnlich hohe Menschenandrang", der in München ja sogar zum Abbruch der Veranstaltung geführt hatte, habe jedoch selbst "in unserem leistungsstarken Netz für kurzzeitige Engpässe" gesorgt, räumt er ein. Das sei schon eine "außergewöhnliche Situation" gewesen, weil offenbar so viele auf kleinem Raum gleichzeitig ihr Handy genutzt und auch Fotos oder Videos versendet hätten.
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Vodafone-Sprecher Volker Petendorf räumt ein, dass es möglicherweise teilweise kleinere Einschränkungen gegeben habe, dass man vielleicht zwei oder dreimal hätte anrufen müssen, um durchzukommen, oder der Upload von Videos etwas gedauert habe. Eine Überlastung des Netzes bestätigt er aber nicht. Es habe eine für Sonntag außergewöhnlich "hohe Auslastung, aber keine Überlastung" gegeben, sagt Petendorf, ja, es habe sogar noch "Kapazitätspuffer" gegeben.
Der Netzbetreiber 1&1 teilt mit, dass es bei gut besuchten Großveranstaltungen zu einer "Lastsituation" innerhalb der jeweiligen Mobilfunkzelle kommen könne und "übergangsweise zu Leistungsschwankungen". Der Konzern ist allerdings noch beim Aufbau seines eigenen Netzes, 1&1 Kunden nutzten in München noch weitestgehend das Netz der Telefónica, so Sprecher Robin Schmidt. Telefónica verweist darauf, dass es am Sonntag aufgrund der vielen Menschen, die sich parallel am selben Ort aufhielten, trotz der umfassenden Kapazitäten im O2-Netz "mitunter jedoch zu Einschränkungen bei einzelnen Telefonaten oder beim Aufbau von Webseiten gekommen sein" könne, wie Sprecher Florian Streicher mitteilt.
Dass die Demonstration in München so groß werden würde, hatte niemand vorhergesehen. Bei länger geplanten Großveranstaltungen werden die Funknetze den Anbietern zufolge durch mobile Funkmasten verstärkt. "Bestes Beispiel dafür ist das Oktoberfest", so Telekom-Sprecher Sanchez. Dafür brauche es einen gewissen zeitlichen Vorlauf, der sei hier aber nicht gegeben gewesen. Vodafone-Sprecher Petendorf spricht von zwei bis drei Wochen, die dafür notwendig seien.
Die Sprecher der Netzbetreiber betonen jedoch vor allem eines, dass nämlich Notrufe immer durchgehen. "Für Notrufe ist immer Kapazität", sagt Petendorf. Für Anrufe über die 112 würde auch in Überlastungssituationen Platz geschaffen. Und das geschehe dann auch über alle Netze hinweg, sagt Sanchez.