CSU-Parteitag:Kristina Frank ist wiedergewählt - und hat trotzdem verloren

Lesezeit: 3 min

Wurde von den Delegierten abgestraft: die einstige OB-Kandidatin Kristina Frank (CSU). (Foto: Florian Peljak)

Die Münchner CSU geht nicht immer pfleglich mit Parteifreunden um. Diesmal trifft der Ärger der Delegierten die einstige OB-Kandidatin Kristina Frank - die will ihr desaströses Ergebnis als "Ansporn" nehmen.

Von Heiner Effern

Als der Wahlabend der Münchner CSU am Nockherberg vorüber war, bildete sich weit hinten im Saal ein Pulk. In dessen Mitte stand Kristina Frank, Kommunalreferentin und Oberbürgermeister-Kandidatin bei der letzten Kommunalwahl. Es gab viel Zuspruch, tätscheln, kurzes über den Arm streifen, alles an Körperlichem und sogar ein bisschen mehr, als die Corona-Regeln es erlaubten. Doch das hatte Frank nötig: Ihre eigenen Parteikollegen hatten sie zwar wieder zur stellvertretenden Bezirksvorsitzenden gewählt, aber mit einem Ergebnis, das einem Schlag ins Gesicht gleichkommt, der noch lange und über die Stadt hinaus nachhallen dürfte.

Dabei hatte die Vorstandswahl am Donnerstag begonnen, als ob man wirklich wild entschlossen wäre, einen geschlossenen Eindruck zu erwecken. Georg Eisenreich wurde wie vorher abgesprochen als Nachfolger von Ludwig Spaenle an die Spitze gewählt, mit einem wirklich bemerkenswerten Ergebnis. Er erhielt 83 von 84 Stimmen, was nicht nur er selbst mit einem begeisterten "Wahnsinn" kommentierte. Selbst Eisenreichs politische Freunde beschreiben ihn als "kantig" und einen Mann "mit klaren Ansichten". Das heißt übersetzt aus dem Politikersprech: Da kann einer ordentlich hinlangen und tut es auch. Ein Resultat von 98,8 Prozent darf man als Zeichen werten.

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Doch mit der Harmonie war es schon eine halbe Stunde später vorbei: Kristina Frank stand zur Wahl als stellvertretende Vorsitzende. Eisenreich selbst schlug sie vor, allerdings mit einem auffälligen Unterton. Man solle Frank doch ein möglichst gutes Ergebnis ermöglichen, sagte er, trotz der Diskussionen im Vorfeld. Menschen, die Frank nahestehen, fassten das als Freibrief auf, ihr möglichst eins reinzuwürgen. Und so kam es auch. Die Ex-OB-Kandidatin erhielt von 82 abgegebenen nur 46 Stimmen. 33 Delegierte votierten gegen sie, drei machten ihren Zettel ungültig. Frank nahm die Wahl an und sagte, sie nehme das Ergebnis "als Ansporn", Vertrauen zurückzugewinnen.

Überraschend kam dieses Ergebnis vielleicht für Außenstehende, für Frank selbst und die Münchner CSU eher nicht. Schon länger wird sie scharf kritisiert: Sie habe das Kommunalwahlergebnis nicht wirklich verantwortet und analysiert, so lautet ein Vorwurf. Sie kümmere sich abgehoben nicht um die Basis, ein anderer. Frank selbst reagierte am nächsten Tag, dabei räumte sie auch einen Fehler ein. "Mehr Möglichkeiten zum Austausch, zur Aussprache, zur ehrlichen Analyse hätten uns sicherlich weitergebracht.

Dafür hätte auch ich mich mehr einsetzen müssen", sagte sie. Obwohl das in Zeiten von Corona nicht gerade einfach war. Doch kleinkriegen lassen will sich Frank nicht. Sie wolle sich weiter in eine inhaltlich und personell ausbalancierte Volkspartei mit ihren Ideen einbringen, sagte sie. Ein Gruß an sehr konservative Kreise und Konkurrenten, die eine wie Frank loswerden wollen.

Einen schlechten Ruf wird man so schnell nicht los, das hat die Münchner CSU immer wieder erfahren müssen

Schon im Vorfeld der CSU-Wahl hieß es, nur ein Machtwort von Eisenreich werde Franks Wiederwahl ermöglichen. Wie mächtig das ausgefallen ist, fragt man sich, wenn man sein Ergebnis und das von Frank vergleicht. Menschen, die die Münchner CSU kennen, halten Franks Resultat für genau berechnet. Gut genug, dass man der Partei nicht vorwerfen kann, ihre einstige OB-Kandidatin abgewählt zu haben. Schlecht genug, um sie und ihre möglichen Ambitionen für die Zukunft in die Schranken zu weisen.

Das mag nach innen aufgegangen sein, könnte aber außerhalb Unverständnis wecken. Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass Ministerpräsident Markus Söder vor der Wahl ausdrücklich Kristina Frank für ihre Leistung im Kommunalwahlkampf lobte. Ihr Einzug in die Stichwahl sei ein großer Erfolg, "den man endlich anerkennen sollte". Man könne auch mal nicht gewinnen und trotzdem "ein super Ergebnis" haben.

Einen schlechten Ruf wird man so schnell nicht los, das hat die Münchner CSU immer wieder erfahren müssen. Die Skandale und Intrigen in den 2000er-Jahren, Machtkämpfe in Ortsvereinen, die Demontage der Vize-Bezirksvorsitzenden Mechthilde Wittmann, alles das hängt ihr nach. Nun hat es die Münchner CSU wieder einmal geschafft, ihren Ruf zu untermauern. "Sie können es einfach nicht lassen", sagte ein Delegierter, als er den Saal verließ

© SZ vom 17.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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