Circus Krone:Lust auf Zirkusluft - ganz ohne Corona-Einschränkungen

Lesezeit: 3 min

In ungewohnter Rolle war Co-Direktor Martin Lacey zu erleben: Auge in Auge mit einem Kamel statt mit Raubkatzen. (Foto: Robert Haas)

Die Warteschlange für die Weihnachtspremiere, endlich wieder ganz nach Tradition, ist lang: Der Circus Krone startet im ausverkauften Stammhaus in die Winterspielzeit. Ein Blick in die Manege.

Von Barbara Hordych

Premieren bergen Überraschungen. Für das Publikum, mitunter aber auch für die Veranstalter. Diese Erfahrung machten Jana Mandana Lacey-Krone und ihr Mann Martin Lacey, die Direktoren des Münchner Circus Krone, bei ihrer jüngsten Premiere. Diese konnte erstmals seit drei Jahren wieder ganz nach Tradition am ersten Weihnachtstag im ausverkauften Stammhaus stattfinden. Vor 3000 Zuschauern und ganz ohne Corona-Einschränkungen. In die Schlange der voller Vorfreude Wartenden musste man sich schon einreihen, kaum hatte man die Tramhaltestelle Hackerbrücke verlassen. Zu den Gästen zählte auch Prominenz wie Opernstar Jonas Kaufmann, der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume, die Schauspielerinnen Sabine Bohlmann und Gaby Dohm, die Musik-Kabarettisten Michael Lerchenberg und Roland Hefter.

Mach schön Männchen: Gina Giovannis' Zamperl-Revue. (Foto: Robert Haas)

Gleich zu Beginn war Martin Lacey in ungewohnter Rolle zu erleben: Statt seiner Raubtiere führte er eine beeindruckende Kamelkarawane vor, die mit wippenden Höckern rund um die Manege zog. Normalerweise gelten die wolligen Exoten als eigenwillig, ja nahezu störrisch, unter Laceys Regie zeigten sie sich indes von ihrer anmutig-verspielten Seite. Eigentlich hätte seine Frau Jana die Darbietung präsentieren sollen, Lacey sprang erst kurzfristig, zwei Tage vor der Premiere, für sie ein. "Ich bin ein Tiermensch, von daher traute ich es mir zu", sagt er nach der Premiere.

Das Publikum hatte seine Freude - auch wenn diese spontane Übernahme von dem Wunsch, seine Frau zu entlasten, motiviert war. "Für Jana kam in den vergangenen Wochen sehr viel zusammen: Da ist unser zweiter Sohn Charles, gerade mal zwei Jahre alt, dann haben wir im Dezember erstmals einen Weihnachtszirkus in Würzburg eröffnet. Gleichzeitig waren da die Dreharbeiten für die Neuauflage der Sendung 'Stars in der Manege' für Sat.1", zählt Lacey auf. Nicht zu vergessen die edlen Krone-Pferde, die Jana Mandana in der Manege präsentiert. Zunächst in einer Freiheitsdressur mit eleganten Lauffiguren und Steigern, dann als Reiterin der Hohen Schule: Auf einem Lipizzanerhengst vollführt sie kunstvolle Gänge wie Piaffe, Passage und Pirouette.

Direktorin Jana Mandana Lacey-Krone präsentierte edle Pferde in einer Freiheitsdressur mit eleganten Lauffiguren und Steigern. (Foto: Robert Haas)

Da fügt es sich gut, dass Lacey noch bis 8. Januar einem jungen Kollegen im Raubtierkäfig den Vortritt lässt: Der 26-jährige Italiener Bruno Togni führt seine elf Tiger in der Manege vor, eine Nummer, mit der er im Januar zum Zirkus-Festival in Monte Carlo eingeladen ist. "Es ist ja eine Kunstform, die verlorengeht, umso mehr freue ich mich über dieses Ausnahme-Talent", kündigt Lacey seinen jungen Kollegen bei der Premiere an. Wer vielleicht kurz enttäuscht war, weil er den berühmten britischen Tierlehrer nicht in Aktion erlebte, war alsbald aufs Angenehmste überrascht von der Präsenz der weißen und goldfarbenen Bengalen, die Togni so leise wie liebevoll zu Sprüngen, Rollovers und Hochsitzen animiert.

Aber was genau meinte Lacey mit der "verlorenen Kunstform" - wird die Arbeit mit Raubtieren durch Proteste und Wildtierverbote in vielen Städten zu schwierig? "Ja, das ist schon belastend. Aber der Hauptgrund, warum immer weniger junge Menschen Tierlehrer werden wollen, ist ein anderer: Sie sind nicht mehr bereit, so viel Zeit ihres Lebens in die Arbeit mit den Tieren zu investieren, die man ja auch selbst aufzieht", sagt Lacey.

Die elf Artisten der Gruppe "Flying Tabares" aus den USA zeigen ihre brillante Luftshow am doppelten Trapez. (Foto: Robert Haas)

Zurück zum Programm. Zu dessen Höhepunkten zählen mit Sicherheit die Luft-Artisten der Gruppe "Flying Tabares", fünf Frauen und sechs Männer aus den USA. Hoch oben über den Köpfen des Publikums entfachen sie ein Feuerwerk aus Salti, Sprüngen und Pirouetten an zwei parallel ausgerichteten Trapezen. Zeitweise sind so acht Flieger gleichzeitig in der Luft, gehalten von zwei Fängern. Den dreifachen Salto gibt es in dieser brillanten Flugshow gleich dreimal - erst von zwei Männern, und dann - derzeit einzigartig - von einer Frau, Isabel Patrovicz.

Die Clowns Pepe und Tom. (Foto: Robert Haas)

Im variationsreichen Programm demonstriert der fingerflinke Jongleur Dede Larible mit Keulen, Hüten und Ringen, warum er den Weltrekord hält; die Späße der Clowns Tom und Pepe sowie die temporeichen Einlagen der Tänzerinnen und Akrobatinnen des Circus-Theaters Bingo aus Kiew sorgen für Abwechslung. Das Finale gestaltet dann die mongolische Schleuderbrettgruppe "Brothers", die mit haushohen Sprüngen auf gewaltige Menschenpyramiden den Atem der Zuschauer stocken lässt. Sie hielt aber auch die Krones bis zuletzt in Atem, verrät Programmplaner Frank Keller bei der Premierenfeier.

"Zuerst gab es Probleme mit den Visa, und die Truppe saß in Ulan Bator fest". Als dann endlich die Formalitäten erledigt und auch neue Flugtickets gekauft waren, "stellte sich heraus, dass die Requisiten, darunter das Schleuderbrett, noch in Chile waren, wo die Truppe zuletzt aufgetreten war". Nun, auch diese eher unangenehme Überraschung konnte bewältigt werden. Die Requisiten trafen noch rechtzeitig in München ein, "lagen am 24. Dezember sozusagen unter dem Weihnachtsbaum", sagt Keller und schmunzelt.

Zur Abwechslung mal in der Zuschauerrolle: Jonas Kaufmann mit Familie. (Foto: Robert Haas)

Nach der begeistert aufgenommenen Premiere freuen sich nun alle auf ein wenig Routine - zudem die Vorstellungen bis Ferienende fast ausverkauft sind.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Freizeittipps
:Im Weihnachts-Wunderland

Von Ballett und Circus über Pferdeshows bis zum Zaubertheater: Ein Überblick über Veranstaltungen für Kinder und Familien in München.

Von Barbara Hordych

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: