Und jetzt?:"Elefanten fressen gerne Christbäume"

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Quentin Leopold mit einem der Objekte, die sein Unternehmen in den nächsten Wochen abholt. (Foto: Bineer/oh)

Der 17-jährige Münchner Quentin Leopold hat einen Weihnachtsbaum-Abholservice gegründet - es ist nicht sein erstes Geschäftsmodell

Interview von Anton Kästner, München

Ein lokaler Lieferservice für kleine Unternehmen, Christbaumabholung in München und eine eigene Getränkeproduktion - Quentin Leopold gehen die Ideen nicht aus. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Christian Engert, 43, hat der 17-Jährige gerade einen Abholservice für Weihnachtsbäume, christbaumabholung.de, gegründet. Dabei ist der Gründer selbst erst 17 Jahre alt.

SZ: Herr Leopold, wie ist die Idee denn entstanden?

Quentin Leopold: Mein Geschäftspartner und ich sind darauf gekommen, dass es gar nicht so einfach ist, seinen Christbaum in München zu entsorgen. Dann kam die Idee, die Bäume abzuholen und das noch mit einem guten Zweck zu verbinden. Wir haben auch versucht, die Abholrouten zu optimieren.

Das heißt?

Wir haben die Stadt in fünf Gebiete aufgeteilt, Nord, Süd, Ost, West und Zentrum. Wer einen Termin buchen will, gibt auf der Website seine Postleitzahl ein und sieht dann, wann wir in seinem Gebiet abholen. Damit schaffen wir es, Sprit zu sparen und den Preis für die Abholung möglichst gering halten zu können.

Der ist mit 25 Euro allerdings nicht gerade günstig.

Die Angebote, die es bisher in München gibt, bewegen sich zwischen 35 und 70 Euro. Wir bieten unsere Termine so an, dass wir möglichst effizient fahren und können dadurch weniger verlangen.

Sie fahren jeden Tag nur bestimmte Gebiete an und die Bestellenden müssen sich dann danach richten?

Genau. Außerdem lassen wir für jeden von uns abgeholten Weihnachtsbaum einen neuen Baum auf der Welt zu pflanzen. Damit wollen wir die CO₂-Belastung wenigstens ein bisschen kompensieren.

Und wo bringen Sie die abgeholten Bäume dann hin?

Ganz unterschiedlich. Viele bringen wir zu den Wertstoffhöfen oder zu den städtischen Abholstellen. Einige landen aber auch beim Tierpark zum Beispiel. Besonders die Elefanten fressen gerne Christbäume. Grundsätzlich versuchen wir immer, mit den Bäumen noch einen möglichst positiven Zweck erreichen zu können, dass nicht einfach alles im Müll landet.

Machen sich denn viele Menschen schon jetzt, ein paar Tage nach Weihnachten, Gedanken darüber, wie sie ihren Weihnachtsbaum entsorgen können?

Es wurden schon Termine bei uns gebucht, die Abholungen gehen am zweiten Januar los und der letzte Termin ist am 23. Januar. Wir gehen aber auch davon aus, dass wir die meisten Bäume erst nach Heilig Drei König abholen werden.

Möglich wäre aber auch, dass viele Münchnerinnen und Münchner ihren Christbaum dieses Jahr selbst wegbringen , gerade wenn es wie derzeit so wenig Abwechslung gibt.

Wir haben eher die Erfahrung gemacht, dass viele Leute Angst haben rauszugehen. Und gerade die wollen wir dann unterstützen. Deswegen läuft die Abholung auch komplett kontaktlos ab, man bezahlt im Voraus und stellt den Christbaum dann vor die Tür.

War es ein großes Hindernis, dass Sie mit 17 Jahren noch nicht volljährig sind?

Nein. Ich habe im Frühjahr schon einen lokalen Lieferservice gegründet, da musste ich mir vorher vom Gericht bestätigen lassen, dass ich voll geschäftsfähig bin.

Wie lief das ab?

Ich habe dort meinen Businessplan vorgestellt und wie viel Verlust ich machen könnte. Außerdem musste ich erklären, wie viel Zeit ich investieren würde, damit noch genügend Zeit für die Schule bleibt. Dadurch kann ich jetzt zum Glück schon mit 17 alles Geschäftliche selbst machen. Das Einzige, was ich noch nicht darf, ist den Lkw fahren.

Und wie geht es nach dem Januar weiter?

Für das nächste Jahr habe ich eine eigene Getränkeproduktion geplant. Es geht um ein nicht-alkoholisches Getränk, von dem ich sicher bin, dass es besonders bei jungen Menschen sehr gut ankommt. Außerdem wollen wir nächstes Jahr die Christbaumabholung noch auf andere Städte ausweiten.

© SZ vom 31.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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