Bundestagswahl:Bause wieder zurück im Rennen

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Margarete Bause von den Grünen will vor allem ihre Menschenrechts-Arbeit im Bundestag fortsetzen. (Foto: Imago)

Nach der Niederlage im Wahlkreis gewinnt Margarete Bause einen aussichtsreichen Platz auf der grünen Landesliste für die Bundestagswahl. Insgesamt sind fünf Münchner Kandidaten unter den ersten 27.

Von Anna Hoben, München

Als sie nach der Wahl noch einmal ans Rednerpult tritt, hat sie Tränen in den Augen. "Ich danke euch von ganzem Herzen", sagt Margarete Bause, "ihr habt mir eine Riesenfreude gemacht." Es ist Samstagabend, nach 22 Uhr, und Bause hat es soeben im dritten Wahlgang auf Platz 22 der bayerischen Landesliste der Grünen für die Bundestagswahl geschafft. Es hat also geklappt - 22 war der erste Platz, mit dem sie es versuchte bei der Landesdelegiertenkonferenz in der Kongresshalle Augsburg. Damit stehen ihre Chancen nicht schlecht, im Herbst wieder in den Bundestag einzuziehen. Nach aktuellen Umfragewerten würde ein Listenplatz um 25 noch für den Einzug reichen.

Man erwischt die 62-Jährige Sonntagnachmittag am Handy im Zug. Etwas müde sei sie, "aber sehr erleichtert und glücklich". Von ihrem Hotelzimmer in Augsburg aus habe sie die Listenwahl tags zuvor digital verfolgt. "Als ich dachte, jetzt könnt's auch für mich spannend werden, bin ich dann rüber in die Halle gegangen." Sie habe noch ein paar Gespräche geführt, Stimmung aufgenommen, um ein Gespür dafür zu bekommen, was ein geeigneter Listenplatz sein könnte. Unter normalen Umständen würde sich das bei Kaffee im Foyer abspielen, "so eben in verschiedenen Chats". Die Delegierten saßen bei dem Hybrid-Parteitag zu Hause an ihren Laptops.

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Die Entscheidung, für Platz 22 zu kandidieren, habe sie dann "spontan und aus dem Bauch heraus getroffen". Auch eine emotionale Rede zu halten, wenn man keine Reaktionen sehe, sei schwierig, dennoch hätten alle das gut hingekriegt. In ihrer Bewerbungsrede betonte Bause ihre Expertise und Leidenschaft für Menschenrechtsfragen. "Der Einsatz für die Menschenrechte ist mein Lebensthema", sagte sie.

Noch vor ein paar Wochen sah es so aus, als wäre ihre politische Karriere bald beendet. Bei der Aufstellung der Direktkandidatin im Münchner Osten unterlag Bause, die zu den prägenden Köpfen der Grünen in Bayern gehört, überraschend der in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannten 29 Jahre alten Vaniessa Rashid - eine Stimme machte den Unterschied. Nachdem sie die Enttäuschung verarbeitet hatte, beschloss Bause, ihr Glück nochmals zu versuchen, über die Landesliste. Sie sei von vielen aus der grünen Basis, aber auch von Menschenrechtlern angesprochen und ermutigt worden, ernsthaft über eine Listenkandidatur nachzudenken.

Bause gilt als profilierte Politikerin auf ihrem Gebiet, sie ist Sprecherin ihrer Fraktion für Menschenrechte. Als einen ihrer wichtigsten Erfolge sieht sie, dass Deutschland Uiguren mittlerweile nicht mehr nach China abschiebe. Die Grünen müssten sich nicht entscheiden zwischen Erfahrung und frischem Schwung, erklärte sie vor knapp zwei Wochen zu ihrer Entscheidung, sich für die Landesliste zu bewerben. Mit der Aussicht, im Herbst in Regierungsverantwortung zu kommen, brauche die Partei beides. Unter den ersten 27 auf der Landesliste sind nun fünf Münchnerinnen und Münchner. Dieter Janecek, Direktkandidat im Wahlkreis München West-Mitte, wurde auf Platz vier gewählt. Auf Platz sieben steht Jamila Schäfer; die bisherige stellvertretende Bundesvorsitzende ist Direktkandidatin im Münchner Süden. Platz elf belegt Saskia Weishaupt, Spitzenkandidatin der Grünen Jugend Bayern aus München. Doris Wagner, Direktkandidatin im Münchner Norden, konnte sich auf Platz 27 durchsetzen. Vaniessa Rashid, Direktkandidatin im Münchner Osten, landete auf Platz 37.

© SZ vom 19.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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