Wie das eigentlich so laufe mit seinem imaginären Freund, diese Frage sollte Gustl Bayrhammer einmal in einer Unterhaltungssendung beantworten. Schließlich sei der Pumuckl bei den Dreharbeiten ja gar nicht zu sehen. Für die berühmte Fernsehserie wurde die Trickfilmfigur immer erst nachträglich in die Szenen reingeschnitten, weshalb der Meister Eder nie sicher sein konnte, wo der Kobold gerade sein Unwesen trieb. Er konzentriere sich halt auf seine Arbeit in der Schreinerwerkstatt, hantiere ein bisschen mit dem Werkzeug und schaue dann in die Richtung, wo er den Pumuckl vermute, antwortete Bayrhammer - so ähnlich wie das auch die Mütter und Großmütter beim Kochen und Bügeln machten, wenn sie zugleich mit ihren Kindern redeten. Und dann sagte er noch einen fast schon philosophischen Satz: "Wenn man länger ins Leere schaut, läuft man Gefahr, dass der Blick auch leer wird."
Vielleicht ist das ein Grund für die große Popularität des Schauspielers, der an diesem Samstag vor hundert Jahren in München zur Welt kam: Er konnte die Dinge mit einfachen Worten und Gesten auf den Punkt bringen, weil er die Lebenswirklichkeit der Leute in Giesing, Milbertshofen oder Freising kannte.
Als Kind durfte man die neuen Folgen keinesfalls verpassen, weil bei "Meister Eder und sein Pumuckl" immer eine kleine Unverschämtheit zu erwarten war. Aus sozialpädagogischer Sicht war die Wohngemeinschaft des alten Handwerksmeisters mit seinem bis zur Schmerzgrenze quirligen Zögling ein Erfolgsmodell mit gelegentlichen Aussetzern auf beiden Seiten. Wobei es heute undenkbar wäre, dass ein Erziehungsberechtigter nach zwei Maß Bier im Zoo einschläft und das Kind dann im Gehege ein unfreiwilliges Abenteuer erlebt. Gustl Bayrhammer liebte es, für Kinder zu spielen, die den subversiven Humor der Pumuckl-Serie zu schätzen wussten: "Es muss auch Blöde geben, aber es werden halt immer mehr", diese Erkenntnis des Meister Eder hat bis heute nichts von ihrer Gültigkeit verloren.
Gustl Bayrhammer konnte einen Trachtenjanker auch ausfüllen, er war mit Leib und Seele bayerischer Volksschauspieler, erst am Theater, später im Fernsehen, wo einer wie er dringend gebraucht wurde. Deshalb hielt er fast zehn Jahre durch als Münchner Tatort-Kommissar Melchior Veigl und löste mit seinem Kollegen Helmut Fischer in aller Ruhe die haarigsten Fälle - seine Zuwendung galt dem Verbrechen, aber noch mehr seinem Dackel Oswald, der im Kommissariat Bier aus dem Napf trinken durfte. Bayrhammer wollte nie einer dieser hyperaktiven Draufgänger sein, er spielte lieber eine Ermittlerkomödie. Kein anderer Fernsehpolizist nach ihm konnte so gut zuhören, aber wer weiß, vielleicht hörte er manchmal lieber weg. Und irgendwann war's auch mal gut, dann hatte Melchior Veigl seine Schuldigkeit getan, und Gustl Bayrhammer konnte wieder ins Wirtshaus gehen, ohne als Herr Kommissar angesprochen zu werden.
Nein, eigentlich war es nicht nur gut. Es war sogar sehr gut mit ihm.