Freimann:Ein Name fürs Riesenbaby

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Mammutprojekt: Auf dem Baugebiet sind auch Hochhäuser vorgesehen, wie der Architekten-Entwurf zeigt. Simulation: Dudler, Hilmer & Sattler und Albrecht, Schönborn (Foto: N/A)

Das neue Stadtquartier gilt als Musterprojekt mit den Ausmaßen einer Kleinstadt, doch noch immer klebt an ihm die alte militärische Bezeichnung Bayernkaserne. Nun deutet sich an, dass die Münchner mitentscheiden dürfen, wie das neue Viertel heißen soll

Von Stefan Mühleisen, Freimann

Der neue Stadtteil gilt schon jetzt als beispielhaft, obwohl es ihn noch gar nicht gibt. Das Stadtquartier mit dem Volumen einer Kleinstadt auf dem Gelände der ehemaligen Bayernkaserne firmiert nach dem Willen des Bundesbauministeriums als "nationales Projekt des Städtebaus", es sei ein mustergültiges "urbanes Gebiet". Allein, die Bezeichnung des Mammutbauvorhabens für 15 000 Einwohner klingt nicht besonders urban und auch nicht mustergültig: ehemalige Bayernkaserne oder einfach nur Bayernkaserne.

Das militärische Label blieb nach dem Abzug der Truppen und während des Planungsprozesses bis heute, da die ersten Bauarbeiten anlaufen, an dem Areal haften. Die lokale Politik findet nun, es ist an der Zeit, einen angemessenen Namen für dieses neue Münchner Riesenbaby zu suchen - und die Bevölkerung soll daran mitwirken dürfen. Der Bezirksausschuss (BA) Schwabing-Freimann fordert die Stadt auf, ein Verfahren für die Beteiligung der Öffentlichkeit zu entwickeln. Das Procedere stellen sich die Schwabinger und Freimanner Politiker so vor: "Erst nach einer öffentlichen Ideensammlung und einer Vorauswahl durch die Bürgerschaft - organisiert durch den BA 12 - entscheidet die Stadt über die Benennung", heißt es in einem Antrag der örtlichen SPD, den das Gremium beschlossen hat. Es sei ein großes, neues Quartier. Naheliegend sei es deshalb, die Bürger "bei der Suche des Namens ihrer neuen Nachbarschaft" zu beteiligen, auch um "die Akzeptanz für die großen Veränderungen zu fördern".

Die Behördenspitze im Referat für Stadtplanung und Bauordnung ist schon länger unglücklich über den Terminus "Bayernkaserne" für das Premiumprojekt. Zuletzt hatte Stadtbaurätin Elisabeth Merk vor gut einem halben Jahr zu erkennen gegeben, dass ein adäquater Name als wichtig erachtet, baldmöglichst ein Prozess für die Benennung angeschoben werde. Wie sich nun herausstellt, will die Behörde tatsächlich die Münchner fragen, wie das neue Viertel heißen soll. Nach Angaben von Referatssprecher Ingo Trömer läuft derzeit das Ausschreibungsverfahren zur Vergabe der Öffentlichkeitsarbeit, die "umfangreich" ausfallen und in Kürze starten soll. Die Bewerber sollen demnach auch ein Konzept zur Namensfindung vorlegen, explizit unter Einbeziehung der Öffentlichkeit.

Der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann hat sich dazu unterdessen schon eigene Gedanken gemacht. Die "öffentliche Ideensammlung" könnte demnach so vonstatten gehen: Die Bevölkerung wird erst aufgerufen, Vorschläge einzureichen. Der Anreiz: Wer die letztendlich zündende Idee hat, bekommt einen Preis. Die Vorauswahl sollen einerseits die Teilnehmer einer Bürgerversammlung treffen, etwa indem sie ihre Präferenz auf Plakaten markieren. Andererseits läuft parallel eine Online-Abstimmung. Aus beiden Verfahren sollen, so heißt es weiter in dem Antrag, jeweils die vier am höchsten bewerten Vorschläge (also insgesamt acht) ausgewählt werden - und BA und Stadt München sollen schlussendlich eine Entscheidung fällen.

Die Stadtviertelvertreter lassen es sich, neben diesem Ablauf-Angebot freilich auch nicht nehmen, selbst schon mal Namensideen beizusteuern. Auf Initiative von Ekkehard Pascoe (Grüne) legt der Bezirksausschuss der Stadt den Titel "Europaviertel" ans Herz, zudem wird "Freimanner Stern" vorgeschlagen. Klingt beides schon mal deutlich einladender als "Bayernkaserne".

© SZ vom 07.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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