Papalapap:Eine Bar wie ein Guckloch in ein quietschbuntes Paralleluniversum

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Am besten dahin gucken, wo es am wenigsten blinkt, etwa auf die Uhren über der Bar. (Foto: Robert Haas/SZ)

Das Papalapap bietet alles für den ehrlichen Kneipenabend: Schallplatten hängen von den Decken, die Musik kommt aus den 80ern und das Flaschenbier gibt es für 3,80 Euro. Was für ein Glück.

Von Johannes Korsche

Hier gibt es viel zu entdecken und noch mehr zu beschreiben: CDs an der Wand, Vinyl-Schallplatten an der Decke, kleine Disco-Kugeln, die rot-grüne Lichtpunkte auf die Reise durch die Bar schicken. Das Papalapap ist wie ein Guckloch in ein quietschbuntes Paralleluniversum, das man am ehesten versteht, wenn man nicht auf das guckt, was am grellsten blinkt. Deswegen: Über der Theke stehen sieben hölzerne Kaminuhren nebeneinander aufgereiht. Die Zeiger bewegen sich nicht mehr, wahrscheinlich ist das schon länger so. Auf der einen Uhr ist es kurz nach drei, auf der anderen zehn nach zwölf. Die Zeit - jaja, so abgeschmackt ist das manchmal - ist hier stehengeblieben. Im besten Sinne.

Da läuft eben mal der Megahit "Running Up That Hill" von Kate Bush im Hintergrund. Nicht etwa, weil der Song gerade durch diese eine Netflix-Show wieder in die Charts und das kollektive Bewusstsein gespült wurde. Sondern weil er eben gut in die von den 80er Jahren geprägte Playlist passt, die wahrscheinlich schon zusammengestellt war, als Netflix hauptberuflich noch DVDs verschickte. Und noch im Papalapap laufen wird, wenn Hollywood längst Virtual-Reality-Filme zum Selber-Mitspielen dreht. So hofft man zumindest.

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Ebenso auf den ersten Blick unserer Zeit entrückt: die grob geschätzt mehr als hundert Schallplatten, die die Decke komplett bedecken. Einzelne Platten sind an Fäden aufgehängt, als hätten sie keinen Platz mehr an der Decke gehabt. Wer mal ein paar Platten auf einmal getragen hat, der googelt bei diesem Anblick hektisch die Telefonnummer des nächsten Statikers: Ab wie viel Kilo an der Decke wird es gefährlich? Nur um festzustellen: Freizeichen, Anrufbeantworter. Unabhängig von dem, was die Zeiger der Kaminuhren über dem Tresen anzeigen, ist es schließlich spät im Papalapap. Geöffnet hat die Bar an der Arnulfstraße erst von 21 Uhr an, dafür aber lange: bis 5 Uhr. Je später der Abend, desto Papalapap, könnte man sagen.

Vielleicht noch mal einen Statiker fragen? Die Decke muss ziemlich viele Platten halten. (Foto: Robert Haas/SZ)

Und weil die Statikerbüros nun einmal schon geschlossen haben, zur Beruhigung lieber ein Bier: Augustiner (4,50 Euro) und Franziskaner-Weißbier (4,80 Euro) vom Zapfhahn oder Becks aus der Flasche (3,80 Euro). Hinter der Theke hängen und stehen auch noch diverse Schnapsflaschen, Longdrinks gibt es auch. Alles, was ein ehrlicher Kneipenabend eben braucht. Und genau das bietet das Papalapap seinen Besuchern. Quer durch die trinkfesten Altersschichten kommen sie durch die Tür, seit Jahren schon.

Ein Grund für diesen Erfolg des Papalapap ist sicherlich die Inhaberin, die unermüdlich freundliche und liebenswerte Erika, die sich um die Kneipengänger so kümmert, dass diese sich tatsächlich als willkommene Gäste fühlen. Doch es gibt noch weitere Gründe. Der vielleicht größte von allen: In einer Stadt, die dem Oberflächlichen mindestens so zugeneigt ist wie der aktuelle Zeitgeist der Ironie, ist das Papalapap eine Oase der Ehrlichkeit. Keine Ironie-Layer, kein bewertender Blick auf die (Marken-)Schuhe. Nur Bier, Freundlichkeit und 80er-Hits. Mehr braucht es manchmal auch nicht.

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