Band der Woche:Den eigenen Weg finden

Lesezeit: 2 min

"Ich habe den Anspruch an mich selbst, dass ich jeden Tag eine Zeile schreibe", sagt Shobhit Arora. Als Musiker nennt er sich "showbid". (Foto: Nikkash Sutharsan)

"Showbid" macht indisch inspirierten Tagebuch-Pop-Rap. Er will damit Menschen helfen, denen es so geht wie seinem früheren Ich.

Von Sina Nachtrub

Schon nach dem Aufwachen fehlt ihm sichtlich die Motivation. Als er sich an den Laptop setzt, wirkt alles farblos, fast schwarz-weiß. So beginnt das Musikvideo des neuesten Songs "Ich komm zurück" von Shobhit Arora alias Showbid. In dem Popsong mit eingängigen indischen Melodien verarbeitet der Künstler seine eigene Vergangenheit: "Damals bin ich jeden Morgen aufgewacht und habe mich gefragt: Was mache ich hier eigentlich?", sagt Shobhit.

Als Sohn indischer Eltern wuchs er in Österreich auf und hatte oft Schwierigkeiten, Anschluss zu finden. "Deshalb wollte ich mich mit Leistung beweisen. Ich dachte, mit dem klassischen Erfolg werde ich glücklich", erzählt er. So studierte er in München Mathematik und Wirtschaftsingenieurwesen, bekam ein vielversprechendes Praktikum. Doch dann änderte eine Autofahrt alles: Sein Bruder sagte ihm, dass er seinen Job aufgeben werde, um Musiker zu werden. Er habe versucht, ihn davon abzuhalten. "Doch dann hat gesagt, er würde es auf jeden Fall bereuen, es nicht versucht zu haben. Das hat mich getroffen."

Danach dachte Shobhit lange über seine eigenen Ziele im Leben nach, brach schließlich sein Praktikum ab und fing an, wieder Texte zu schreiben. Die sind für ihn in seinen Songs auch heute noch das Wichtigste: "Ich habe den Anspruch an mich selbst, dass ich jeden Tag eine Zeile schreibe", sagt er. Am Abend scrollt er dann durch seine Notizen und fängt an zu reimen. Da der Text bei ihm im Mittelpunkt steht, begann er musikalisch mit Rap. Irgendwann kamen mehr Pop-Elemente dazu.

Heute nennt er seinen Stil "Tagebuch-Pop-Rap mit indischen Melodien". Er erklärt das so: "Tagebuch, weil Musik für mich Tore zu inneren Welten öffnet. Mit Musik konnte ich immer viel besser verstehen, was ich fühle." Zudem ist das Tagebuch auch ein Bild für sein Lieblingsthema Selbstreflexion, das sich durch seine Songs zieht. Die indischen Melodien kamen als Hommage an seine Herkunft dazu, seine Mutter war selbst Sängerin in Indien.

Shobhit will nicht nur mit seiner Musik Menschen inspirieren. In sogenannten Straßengesprächen, die er auf TikTok hochlädt, will er Menschen zum Reflektieren anregen: "Ich stelle Fragen wie: 'Wann warst du das letzte Mal stolz auf dich?' oder 'Wann hast du dich das letzte Mal etwas getraut?'. Das sind Fragen, die man sich auch unter Freunden viel öfter stellen sollte." Auch wenn einige zunächst genervt auf die Fragen reagierten, will Shobhit auch weiterhin Menschen mit Gesprächen und Songs inspirieren. Er wünscht sich, dass mehr Menschen den Mut finden, den eigenen Weg zu gehen.

Showbid

Besetzung: Shobhit Arora

Stil: Pop/Rap

Seit: 2021

Internet: https://showbid.de/

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusComeback der Münchner Band "Talking Pets"
:"Wir sind nicht mehr so naiv wie früher"

Sie galten als Pop-Hoffnung Münchens - doch trotz großer Konzerte und euphorischer Kritiken war vor zehn Jahren Schluss bei den "Talking Pets". Warum? Und weshalb wagen die vier Musiker jetzt wieder den Neuanfang?

Von Michael Bremmer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: