Band der Woche:"Bis das dicke Schiff sich dreht"

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Lyder. (Foto: Benedict Hempel)

Bei der Band Lyder treffen zwei Welten aufeinander: Jazz und Techno. Dabei entstehen nicht nur neue Klangwelten, sondern auch eine neue Form des gemeinsamen Musizierens.

Von Luca Lang

Ein halber Meter Kabelkanal steht auf dem Tisch, wenn die Band Lyder live spielt - für Sounddesign, Synthesizer, Tontechnik und noch einiges anderes, was die drei Bandmitglieder für ihre Musik brauchen. Das Cockpit eines Raumschiffes beschreibt das Set-up der drei Bandmitglieder ganz gut, sagt Moritz Stahl.

Neben ihm sind Lindsey Wang und Niklas Bühler die Gesichter hinter Lyder. Alle drei mit Hintergrund in der Instrumentalmusik. Alle drei machen auch elektronische Musik. Alle drei sind keine Unbekannten in der deutschen Musikszene. Niklas und Lindsey sind Mitgründende des Labels IO, Lindsey steht unter ihrem alias Polygonia auch mal im Berghain hinter dem DJ-Pult. Moritz ist erfolgreicher Jazz-Saxophonist. Und genau hier, zwischen den beiden Welten, bauen die drei Musikschaffenden ihre eigene - als Schnittmenge zwischen elektronischer Musik, Techno und Jazz. "Wir sind sonst eigentlich schon auf verschiedenen Planeten unterwegs", sagt Moritz, "aber ich glaube, das macht es auch so spannend."

Schuld an allem sei das Label Jazz-o-Tech gewesen, erzählt Lindsey. Der Besitzer des Labels hat sie gefragt, ob sie denn als Musikerin aus der elektronischen Szene nicht mit einem Jazz-Musiker kollaborieren wolle. "Ich habe hier ein paar Freunde in München, die sich super dafür eignen würden", war ihre Antwort. Den Grundstein für ihre erste Platte legten sie direkt bei der ersten Jam-Session. Also alles reine, reibungslose Synergie? Nicht ganz. Ein Problem gab es: "Wie spielen wir das Zeug jetzt eigentlich live?" Ohne, dass sich der Liveact anfühlt, als habe man einfach das Album abgespielt, ohne dass der improvisatorische Charakter der Musik verloren geht - und gleichzeitig Struktur bleibt.

Nachdem das technische Wissen bei den dreien, zumindest der Menge an Fachbegriffen nach zu urteilen, die während einem Gespräch fallen, fast so anmutet, als ginge es um Raumfahrttechnik, war auch die Lösung eine technische. Etwas, was nur die drei hören, nicht aber das Publikum. Lindsey kann während der Live-Auftritte Cues auf die Kopfhörer von Moritz und Niklas einspielen. "Ich sage dann an: Klangwolke, oder in zwei Takten kommt der Break", sagt Lindsey. "Wir haben dann, sobald sie Bescheid gibt, zwei Takte Zeit, bis das dicke Schiff sich dreht", sagt Niklas. Damit erlangt die Band auch die Freiheit, sich an das Setting, den Ort, an dem sie auftreten, anzupassen. Im Club mit mehr Beat, vor bestuhlten Reihen stärker Ambient-lastig.

Diese beiden Gruppen, die, die Instrumentalmusik mögen, und die, die lieber im Club zu Techno auf der Tanzfläche stehen, anzusprechen, ist Niklas am wichtigsten. "Du gehst gern Techno hören, im Club, hörst unsere Musik und denkst: Cool, da ist etwas Neues. Oder du hörst gerne Jazz und hast das Gefühl: Ah das kann ich mir geben, ich finde das nicht stupide. Das fände ich nice", sagt er.

Lyder

Stil : Elektro-Jazz-Fusion

Besetzung : Lindsey Wang, Moritz Stahl, Niklas Bühler

Aus : München

Seit : 2018

Instagram : https://www.instagram.com/lyderlyderlyder

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