Meine Woche:"Ein Ankerpunkt für das Kind"

Lesezeit: 1 min

Myriam Aichinger. (Foto: Privat)

Die Psychologie-Studentin Myriam Aichinger betreut als "Balu" ehrenamtlich ein neunjähriges "Mogli"-Mädchen, das besondere Förderung benötigt.

Von Veronika Ebner

Myriam Aichinger ist ein Balu. Natürlich ist sie kein großer, singender Bär à la Disney, aber sehr wohl Mentor für einen kleinen Mogli. Die Psychologie-Studentin aus Schwabing betreut seit einem Jahr einmal pro Woche ehrenamtlich ein neunjähriges Mädchen. Eine Lehrkraft hat die Giesinger Grundschülerin für das soziale Projekt "Balu und Du" vorgeschlagen, weil sie besondere Förderung benötigt. Dabei geht es nicht um Nachhilfe, nein, die jungen Erwachsenen (Balus) sollen viel mehr eine Bezugsperson für das Kind (Mogli) darstellen, spielerisch dessen Selbstwert stärken und soziale Kompetenzen fördern. "Das Wichtigste am Projekt ist, dass es Spaß macht", betont Myriam Aichinger.

Die 22-Jährige beginnt meist schon am Wochenende mit der Planung des nächsten Treffens. Am Montag oder Dienstag klärt sie dann mit dem Mädchen und dessen Eltern ab, wo es hingehen soll, ob auf den Spielplatz oder ins Museum. Diese Woche steht der Trampolinpark "Airhop" auf dem Programm. An welchem Wochentag sie etwas miteinander unternehmen, ist flexibel. Größere Ausflüge wie in den Zoo oder Trampolinpark machen die zwei aber eher samstags. "Airhop ist ihr absolutes Lieblingsding", erzählt Aichinger über ihren Mogli, "aber teuer ist es schon". Von den Organisatoren des Projekts erhalte jedes Balu-Mogli-Pärchen 15 Euro im Monat. "Das Geld ist nur für das Kind. Man selbst muss sich eigens finanzieren", erklärt die Studentin. Durch das Budget solle das Kind lernen, mit Geld umzugehen. Es müsse entscheiden, ob es jede Woche ein Eis essen oder "einmal Airhop gehen will und dann drei Wochen ohne Geld auskommt", so die Ehrenamtliche.

Während der strengen Kontaktbeschränkungen haben sie ihre Treffen für einige Wochen ins Internet verlagert. Über Zoom tanzten sie dann etwa zu Kids-Pop-Songs, spielten das Kartenspiel "Uno" oder schrieben gemeinsam Geschichten im Chat. "Ich versuche immer ein bis zwei Elemente zur sprachlichen Förderung einzubauen", sagt Aichinger, "online wird man eben erfinderisch". Jede Woche trägt der Balu seine Erfahrungen in ein digitales Tagebuch ein, das auch Fragen zulässt. Antworten und Feedback gibt dann ein Experte der Organisation "Balu und Du".

Das Programm biete einen enormen Mehrwert für beide Seiten, ist Myriam Aichinger überzeugt. "Man lernt so viel und kann etwas zurückgeben. Es ist einfach schön, ein Ankerpunkt für das Kind zu sein." Besonders ergreifend sei es dann, wenn der kleine Mogli die magischen Worte sagt: "Ich hab dich lieb."

© SZ vom 31.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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