München:Zahl der Drogentoten steigt massiv

In großem Stil soll ein 21-jähriger Starnberger gemeinsam mit drei weiteren Burschen Handel mit Betäubungsmitteln wie Kokain und Marihuana betrieben haben. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Bereits 55 Menschen sind in diesem Jahr gestorben - deutlich mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die Tendenz zeigt sich nur in der Stadt. Doch woran liegt es?

München verzeichnet einen drastischen Anstieg der Drogentoten in diesem Jahr. Bis Anfang der Woche habe die Polizei dem Gesundheitsreferat 55 Opfer gemeldet. Im Vergleichszeitraum 2021 seien es 31 gewesen, im Jahr davor 33 und 36 in 2019, teilte die Stadt mit. Der Anstieg sei derzeit nur in München zu beobachten, in anderen Regionen Bayerns bewegten sich die Zahlen in etwa auf Vorjahresniveau.

"Bisher fehlen eindeutige Hinweise auf die Gründe für diesen massiven Anstieg", sagte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD). "Aussagen von Drogenkonsumierenden deuten auf gestiegenen Wirkstoffgehalt und Verunreinigungen beziehungsweise Beimischungen zu den Substanzen hin, etwa zu Heroin oder Kokain." Ebenso werde von einem höheren Konsum sogenannter Neuer Psychoaktiver Substanzen berichtet, deren Zusammensetzung oft nicht bekannt sei.

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Dietl folgert, dass die besorgniserregende Entwicklung einmal mehr zeige, wie wichtig Angebote wie Drogenkonsumräume für das Überleben von abhängigen Menschen sei. "Aber die bayerische Staatsregierung verweigert den Städten weiterhin die erforderliche Rechtsverordnung für Drogenkonsumräume."

Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek (SPD) hält die Einführung von Drug-Checking-Programmen für lebensrettend. Mit ihnen könnten Konsumierende die Substanzen analysieren lassen, um Beimischungen unerwünschter Stoffe zu erkennen. Doch dafür bedürfe es klarer gesetzlicher Regelungen.

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