Kritik:Klingende Blütenpracht

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Das Münchener Kammerorchester spielt im Prinzregententheater auch eine Uraufführung.

Von Klaus Kalchschmid

Von statisch-meditativen, nur minimal sich belebenden (Streicher-)Klängen über ein fein verästeltes Glasperlenspiel für Streicher und Klavier bis zu Mozarts untergründigem Witz und vitalem frühen Schubert: Geleitet vom Pult der ersten Konzertmeisterin Yuki Kasai steigerte sich das Münchener Kammerorchester (MKO) durchweg stehend im Prinzregententheater klanglich von Julius Eastmans "Buddha" (1984) über die Uraufführung von Younghi Pagh-Paans "Die Blüte - Wurzelwerk" zu Mozarts Klavierkonzert-Rondo KV 382 und Schuberts dritter Symphonie.

Einer nach dem anderen der 21 Streicher des MKO fand sich im Arrangement für Streicher durch Philip Bartels von Eastmans kryptografisch eiförmiger Partitur auf der Bühne ein und fügte jeweils einen Ton zu einem gewaltigen, sich aber nie dynamisch steigernden Akkord hinzu; ganz allmählich setzte leichte Bewegung, die man auch sehen konnte ein, bevor gegen Ende fast so etwas wie Melodie aufschien.

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Die gab es bei Pagh-Paans Stück für elf Streicher im subtilen Dialog mit dem Flügel (sehr fein und hochsensibel: William Youn), der die "Blüte" über den "Wurzeln" der Streicher symbolisierte. Sie rankten auf vielfältigste Weise ein fein gesponnenes Netz an Linien um das Klavier.

Mit dem D-Dur-(Variationen-)Rondo Mozarts kam richtig Leben in das Konzert, das nun auch Holz- und Blechbläser vorsah, bevor William Youn mit seiner Zugabe des Schubert'schen As-Dur-Impromptu D 935/2 überleitete zur ungemein elektrisierenden, knackig-spritzig dargebotenen D-Dur-Symphonie des 18-jährigen Komponisten. Sie weist schon viele Charakteristika seiner großen C-Dur-Symphonie auf, klingt aber zugleich umso vieles lebensfroh irdischer mit ihren vier Sätzen, die, von einer langsamen Einleitung abgesehen, durch eher schnelle Tempi geprägt ist - bis hin zum "Presto vivace" des Perpetuum-Mobile-Finales. Großer Beifall für ein Konzert der Extraklasse ohne Dirigent!

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