Wajdi Mouawads Stück "Vögel":Gespräch gesucht

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Eine Leibesvisitation, die Grenzen überschreitet und die sich sehr unterschiedlich deuten lässt: Szene aus dem Stück "Vögel", als es am Metropoltheater noch zu sehen war. (Foto: Jean-Marc Turmes/Metropoltheater München)

Das Metropoltheater in München wehrt sich gegen Antisemitismus-Vorwürfe und lädt zum Diskurs ein.

Von Egbert Tholl

Anfang Oktober kam Jochen Schölchs sehr textgetreue, sehr präzise Inszenierung von Wajdi Mouawads Stück "Vögel" am Metropoltheater heraus, gefeiert vom Publikum und der Kritik. Das Stück hat Mouawad selbst uraufgeführt, 2017 in Paris, vor vier Jahren brachte es Burkhard C. Kosminski in Stuttgart zum ersten Mal in Deutschland heraus, als viersprachiges Tableau - deutsch, englisch, hebräisch, arabisch - sehr vieler Aspekte des Konflikts im Nahen Osten. Das Stück ist Familiengeschichte, Erkenntnisdrama und politisches Panorama zugleich, ein Plädoyer für Toleranz und den Frieden, es wurde zu einem gefeierten Erfolgsstück auf vielen Bühnen, vielen gilt es als "Nathan der Weise" unserer Gegenwart.

Manche sehen das anders. Am 8. November 2022 wurde in der Sendung "Notizbuch" des Bayerischen Rundfunks vom öffentlichen Vorwurf des Antisemitismus berichtet, basierend auf einer Presseerklärung von zwei Jüdischen Studierendenverbänden, namentlich von Michael Movchin, Vorsitzender des Verbands Jüdischer Studenten in Bayern. Movchin sah in der Aufführung, so seine Mitteilung auf Twitter, "eine unsäglich von Antisemitismus durchtränkte Theaterinszenierung" und forderte, "die Finanzierung dieses Theaters auf den Prüfstand zu stellen". Woran genau sich diese Haltung festmacht, ist im Tweet nicht ganz ersichtlich, ein Angebot der SZ vom 12. November, ein Gespräch zwischen den Studierendenverbänden, namentlich Movchin selbst, und dem Theater zu moderieren, gerne auch öffentlich, verhallte bislang ohne Antwort. Dem Metropoltheater selbst bot Movchin ein Gespräch unter Ausschluss der Öffentlichkeit an.

Das Metropoltheater indes sucht diese, die Öffentlichkeit, und lädt zu einer Sondervorstellung der "Vögel" am Sonntag, 20. November, um 12 Uhr die Israelitische Kultusgemeinde, Vertreter der Medien, des Stadtrats, des Bezirksausschusses und des Kulturreferats ein. Jochen Schölch, Altoberbürgermeister Christian Ude und der Theaterpublizist C. Bernd Sucher stehen im Anschluss für Gespräche bereit.

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