Meine Woche:Segen für die Kanzlerin

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Judith Efler - Sternsingerin aus Neuried. (Foto: Marcus Efler/oh)

Judith Efler aus Neuried reist zum Sternsinger-Empfang nach Berlin

Von Johannes Korsche

Schon seit sechs Jahren engagiert sich Judith Efler als Sternsingerin. Trotzdem beginnt 2020 für die 15-jährige Neuriederin mit einer "einmaligen Chance", wie sie sagt: Den Sternsinger-Segen bringt sie dieses Jahr nicht nur in die Neurieder Häuser, sondern auch nach Berlin, zu Angela Merkel ins Kanzleramt. So besonders die Woche am Dienstag auch losgeht, so normal wird sie allerdings enden. Denn frisch zurückgekehrt aus Berlin, wartet schon die erste Schulaufgabe im neuen Jahr auf sie: Französisch, neunte Klasse - mon dieu.

Eigentlich spielt Judith Efler lieber Horn, als dass sie singt. Trotzdem klingelt sie seit Jahren an Neurieder Türen, um das segenversprechende "C+M+B" anzuschreiben. Dann sei das Singen "ja in einer Gruppe. Da geht das dann auch", sagt sie. An wie vielen Türen sie inzwischen schon gesungen hat, weiß sie gar nicht mehr. Kein Wunder, ihre Sternsinger-Tour beginnt jedes Jahr am Dreikönigstag um 11 Uhr nach dem Gottesdienst und dauert bis es "dunkel wird". Efler will damit "Kindern helfen, denen es nicht so gut geht". Mit der Spendedenaktion kamen vergangenes Jahr deutschlandweit mehr als 50 Millionen Euro zusammen, heißt es bei der Erzdiözese München und Freising. Jedes Jahr widmen sich die Sternsinger vorwiegend einem Land, 2020 lautet das Motto "Frieden! Im Libanon und weltweit".

Dafür stimmt Efler auch "Seht ihr unseren Stern dort stehen" an, das ansonsten nicht zu ihren Lieblingsliedern gehört. Momentan hört sie am liebsten "Someone" von Michael Schulte, der 2018 für Deutschland beim Eurovision Song Contest dabei war. Aber "Someone" kann Efler natürlich nicht anstimmen, wenn sie und drei weitere Neurieder Kinder für die Bundeskanzlerin singen. Sehr viel vom Programm weiß sie selbst nicht. Nur dass sie gegen 11 Uhr auftreten wird und davor "Frühstück und Morgengebet" eingeplant ist. Wahrscheinlich bleibt danach noch ein bisschen Zeit für eine Sightseeing-Tour - "Brandenburger Tor und so" - bevor der Zug noch am selben Abend wieder in Richtung Zuhause rattert. Denn am Mittwoch "ist ja wieder Schule". Und in der neunten Klasse des Gymnasiums Fürstenried steht nun mal diese Schulaufgabe in Französisch an. Mathematik wäre Efler als Start ins neue Jahr lieber, schließlich ist das "seit der ersten Klasse" ihr Lieblingsfach. Aber egal. Denn die "Schulaufgabe ist schon wichtig, aber Berlin ist einmaliger". Vielleicht sogar so einmalig, dass Judith Efler mit Angela Merkel ein paar Worte wechseln kann. Was sie dann sagen würde? "Dass sie sich weiter für Frieden einsetzen soll."

© SZ vom 07.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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