Meine Woche:Hochbetrieb statt Ruhestand

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Martin Götz, Leiter des Ordnungsamts in Planegg. (Foto: Jürgen Sauer/Gemeinde Planegg)

Martin Götz arbeitetwegen der Stichwahl in Planegg freiwillig weiter. Mehr als 20 Jahre lang war der 62-Jährige Ordungsamtsleiter der Gemeinde - und wollte eigentlich längst in Pension gehen

Von Rainer Rutz

Eigentlich ist Martin Götz ja schon in Pension. Der 62-jährige Leiter des Planegger Ordnungsamtes wollte zum 31. Dezember 2019 aufhören: "Doch da war die bevorstehende Kommunalwahl, und meine Nachfolgerin konnte erst Anfang März antreten." Zu kurz, um sich wirklich in die nicht einfache Materie einzuarbeiten. Götz (), der als Leiter des Ordnungsamtes zuvor schon zweimal für Kommunalwahlen verantwortlich war, bot sich kurzerhand als "Ehrenamtlicher" an - ein Glücksfall für die Gemeinde. Denn dass Planegg bei acht Bürgermeisterkandidaten und sieben Listen zwei Wochen später in eine Stichwahl musste, war von vornherein klar. "Das ziehe ich jetzt durch", sagte sich Götz und blickt jetzt, einige Tage vor der Stichwahl am 29. März, auf die erfolgreiche Arbeit der ersten Woche, die er mit seinen Mitarbeitern geleistet hat.

Dass es im Falle einer Stichwahl zu einer von der Bayerischen Staatsregierung verordneten Briefwahl kommen würde, hatte Monate vor Corona natürlich noch niemand gewusst. Eine Aufgabe, die deutlich schwieriger anzupacken ist als eine "normale" Wahl, sagt Götz. Üblicherweise stimmen in der Regel rund 3000 Planegger und Martinsrieder Bürger per Briefwahl ab. "Und jetzt mussten wir in den letzten Tagen 8500 Unterlagen erstellen, akribisch alle Angaben überprüfen und die umfangreichen Abstimmungsbögen dann eintüten." Insgesamt enthalten die Umschläge, die die Planegger Bürger in diesen Tagen erhalten, rund 35 000 Wahlscheine. "Eine sportliche Aufgabe stand da vor uns", sagt Götz.

Gleich nachdem die letzten Stimmzettel aus 30 Wahllokalen in Planegg und Martinsried am vergangenen Montag ausgezählt waren, ging es noch am selben Tag wieder von vorne los, jede einzelne Adresse musste erneut überprüft werden". Das war gar nicht so einfach, "denn manche Leute melden sich nicht um", sagt Götz. So erreicht manche auch kein Brief. "Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass das Wahlamt erreichbar ist, falls jemand seine Unterlagen nicht erhält," meint Götz. Das Coronavirus und seine unmittelbaren Auswirkungen haben die Lage nicht gerade vereinfacht, weil das Rathaus für den Parteiverkehr gesperrt werden musste. Bis letzten Freitag sind dann die letzten Briefe en bloc zur Planegger Post gegangen, auf die sich die Gemeinde nun verlassen muss.

Und dann sind da noch die im Ausland lebenden Planegger Bürger. "Wir mussten also dafür Sorge tragen, dass zum Beispiel auch eine auf Gran Canaria lebende Planegger Familie die Unterlagen erhält", sagt Götz. "Das geht dann nur per Air-Mail." Nun ist es geschafft und Götz, mehr als 20 Jahre lang Ordnungsamtsleiter in Planegg, kann nach harten Wochen Anfang April entspannt in den Ruhestand gehen.

© SZ vom 23.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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