Maximiliansanlagen:"Da wird die Hölle los sein"

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Streit um die Eignung als Gastro-Tempel: Den künftigen Nutzern des Maxwerk-Areals gerät dessen exponierte Lage zum Problem. (Foto: Stephan Rumpf)

Zu groß und nicht vereinbar mit dem Landschaftsschutzgebiet: Der Bezirksausschuss Au-Haidhausen lehnt den Umbau des denkmalgeschützten Maxwerks zu einem Gastronomiebetrieb weiter ab

Von Johannes Korsche, Au

Der Bezirksausschuss Au-Haidhausen lehnt die Pläne der Augustinerbrauerei, die das denkmalgeschützte Maxwerk als Gastronomiebetrieb sanieren will, weiterhin ab. Daran ändert auch die außerordentliche Bezirksausschusssitzung am Dienstagabend nichts. Kein Wunder, haben sich die Pläne im Wesentlichen doch auch nicht verändert. Nach wie vor sollen in dem ältesten noch aktiven Wasserkraftwerk Münchens knapp 430 Gäste Platz finden - davon insgesamt 280 auf dem Dach und vor dem Gebäude.

Die Pläne seien nicht vereinbar mit dem Landschaftsschutzgebiet, das das Maxwerk umgibt, und der "Rahmenplanung innerstädtischer Isarraum", so der Tenor unter den Mitgliedern des Haidhauser Bezirksausschusses (BA). Außerdem befürchten die Stadtteilpolitiker eine zunehmende Kommerzialisierung entlang der Isar und negative Auswirkungen auf die Lebensqualität im ganzen Viertel.

Doch der Kern der Kritik traf nicht die Augustinerbrauerei, sondern die Eigentümerin des Maxwerkes: die Stadtwerke München (SWM). Die SWM habe in den letzten Jahren "den Bauunterhalt schleifen lassen" und dadurch "große Schuld" an der derzeitigen Situation, fasst Andreas Micksch (CSU), stellvertretender Vorsitzende des BA, zusammen.

Tatsächlich rechnet Martin Leibhard, Geschäftsführer der Augustinerbrauerei, damit, dass "eine Millionen Euro nicht langen wird", um das Maxwerk für einen Gastronomiebetrieb herzurichten. Es sei daher für die Brauerei kein "Rendite-Objekt". Sein Verkaufsleiter Ralph Schömig bekräftigt: "Für uns ist das ein Liebhaber-Projekt und Werbung." Der Einzige, der daran verdiene, sei der Wirt. Damit das gewährleistet ist, sind im Inneren des Maxwerks, auf das Erdgeschoss und das Obergeschoss verteilt, etwa 150 Plätze eingeplant.

Im Erdgeschoss sollen Glasscheiben den Blick auf die historische Wasserturbine erlauben, die "im Betrieb erhalten bleibt", versichert der Bauabteilungsleiter bei Augustiner, Robert Hartl. Im Obergeschoss wolle man die Kleinteiligkeit des Gebäudes erhalten. Im größten der drei Räume kommen 30 Gäste unter. Daneben ist die etwa 30 Quadratmeter große Küche vorgesehen. Nicht kleinteilig, sondern großzügig soll sich das Dach präsentieren. Für 200 Besucher und eine Theke soll dort Platz sein. Vor dem Gebäude, entlang der Nordseite und der Westseite, entsteht zudem ein Wirtsgarten mit 80 Plätzen.

Tische und Stühle des Wirtsgarten sollen auf dem ohnehin bereits versiegelten, drei Meter breiten Streifen entlang des Maxwerks aufgestellt werden. Die Brauerei bemüht sich, auf das Landschaftsschutzgebiet Rücksicht zu nehmen. So werde das Abwasserrohr unterirdisch verlegt, versichert Hartl. "Wir greifen im Prinzip nicht in die Oberfläche ein." Zusätzlich soll sich das Maxwerk selbst mit Strom versorgen. Für Besucher seien keine Auto-Parkplätze vorgesehen, 30 Fahrradstellplätze dagegen schon. Auch die bereits asphaltierte Straße, die zum Maxwerk führt, müsse für die Anlieferungen nicht ausgebaut werden. Im Schnitt erwartet die Brauerei, dass drei bis vier Mal am Tag ein Sprinter den Tagesbedarf anliefert. Zusätzlich kommt einmal in der Woche "maximal ein 7,5-Tonner", der Bier anliefert, sagt Schömig.

Diese Pläne stoßen bei nahezu allen BA-Mitgliedern auf deutliche Ablehnung - mit Ausnahme von Lydia Dietrich (Grüne), die auch im Stadtrat sitzt. Sie wolle verhindern, dass das Gebäude weiter verfällt. Das Maxwerk kann mit den Plänen "ein wundervoller Ort" werden. Das sehen ihre BA-Kollegen anders. Die Gastronomie ist "deutlich überdimensioniert", moniert Nikolaus Haeusgen (CSU), der Denkmalschutzbeauftragte des Gremiums. Die Folge: "Da wird die Hölle los sein", befürchtet die BA-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will (SPD).

Die Wiese, die heute als einzige Erholungsfläche für das Viertel noch übrig sei, werde wegfallen. Dass sich nun ein finanzkräftiger Investor des Maxwerks annehmen muss, ist für Nina Reitz (SPD) "Versäumnis oder geschicktes Vorgehen der Stadtwerke." Manuel Mokosch, der bei den Stadtwerken für Immobilien verantwortlich ist, widerspricht diesem Vorwurf. "Das Maxwerk ist für uns in erster Linie eine Energieerzeugungsanlage." Der Fokus der Erhaltung habe daher auf der Anlage und nicht auf dem Gebäude gelegen, das aber nicht gefährdet sei. "Der Denkmalschutz ändert an dieser Strategie nichts."

Der Vorsitzende des Unterausschusses Planung, Hans-Peter Meyer (SPD), kann dieser Argumentation nicht folgen: "Jeder Privatmann würde gesteinigt werden."

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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