Marienplatz:Glockenspiel im Rathaus wird restauriert

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  • Die Farben der Figuren der Hochzeitsszene sind verblasst, auch weisen Hofnarr, Trompeter und Co. an manchen Stellen Risse auf.
  • Bis Mai kommenden Jahres sollen sie eine nach der anderen restauriert werden. Nur die Ritter werden als einzige direkt im Turm hergerichtet.
  • Vergangenes Jahr sind die Schäffler bereits repariert saniert worden.

Von Isabel Meixner

Zu den großen Rätseln der Touristenstadt München dürfte die Frage gehören, was eigentlich all die Menschen am Glockenspiel finden. Die Figuren drehen sich im Turm des Neuen Rathauses im Sommer viermal, im Winter dreimal am Tag zu schiefer Musik im Kreis, und wenn nach Minuten des Drehens Ritter A mit seiner Lanze Ritter B aus dem Sattel wirft, ist das der Höhepunkt der Inszenierung und auf dem Marienplatz ein entzücktes "Aaaah!" zu vernehmen.

Trotz - oder vielleicht auch wegen - dieser überschaubaren Handlung ist das Glockenspiel eine der Sehenswürdigkeiten der Stadt. Es zeigt zwei Ereignisse der Münchner Geschichte: Unten tanzen acht Schäffler, die sich, so die Sage, nach einer Pestepidemie als Erste wieder auf die Straßen gewagt und die Bevölkerung mit ihrem Tanz erheitert haben sollen. In der oberen Etage ist eine Hochzeitsszene des bayerischen Herzogs Wilhelm V. mit Renate von Lothringen aus dem Jahr 1568 mit einem Ritterturnier dargestellt. Sie umfasst mit dem Brautpaar und dem Hofmarschall 19 Figuren.

Zuletzt wirkten Hofnarren, Trompeter, Fahnenträger und Co. ein bisschen blass im Vergleich zu früheren Tagen: Wind und Wetter haben ihre Spuren hinterlassen und die Farbe ausbleichen lassen, an einigen Stellen zeigen sich sogar schon Risse im Kupferblech. Seit Montag vergangener Woche werden nun die oberen Figuren restauriert. Die erste ist bereits saniert und wieder eingebaut, Nummer zwei ist seit Mittwoch in der Werkstatt. An den Arbeiten beteiligt sind ein Schlosser, der das Metall der Figuren ausbessert, und ein Maler.

Das Glockenspiel läuft während der Restauration weiter, derzeit täglich um 11, um 12 und 17 Uhr sowie zum Gute-Nacht-Gruß um 21 Uhr. Auf mehr als einen Darsteller sollen die Zuschauer bei einer Darbietung nicht verzichten müssen, deshalb werden sie der Reihe nach ausgebaut, repariert und angemalt.

Bedenken, dass demnächst der Nahkampf zwischen dem siegreichen bayerischen Ritter und seinem lothringischen Gegner ausfallen könnte, brauchen die Zuschauer nicht zu haben: Diese zwei Reiter, die trotz des dargestellten Hochzeitspaars die eigentliche Attraktion des Münchner Glockenspiels sind, werden als einzige direkt im Erker des Spielwerks im Rathausturm restauriert. Grund dafür ist die Mechanik der beiden Figuren, die es erschwert, sie auszubauen.

Schon im vergangenen Jahr hatte die Stadt München damit begonnen, den unteren Bereich des Glockenspiels wieder herzurichten, das der Architekt Georg Hauberrisser gestaltet hat. Die Schäfflergruppe ist inzwischen restauriert; die Glocken wurden bereits bei einer Generalsanierung 2007 gereinigt und knapp 100 Jahre nach ihrem ersten Spiel neu gestimmt.

Die derzeitigen Arbeiten an der Hochzeitsszenerie werden voraussichtlich bis Mai 2018 dauern, eineinhalb bis zwei Wochen dürfte jede Figur fehlen. Während der Aufführungen am Marienplatz bleibt der Platz der fehlenden Figur einfach leer. Anders, als man es im vergangenen Jahr bei den Schäfflern gehandhabt hatte: Da musste man die Tänzer durch Stangen ersetzten, weil sich die Figuren mit ihren Kränzen sonst nicht hätten drehen können.

© SZ vom 08.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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