Malender Elefant im Tierpark:Kreative Rüsselführung

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Mangala - der malende Elefant aus dem Tierpark Hellabrunn. (Foto: N/A)

Welche Bedeutung dieses Werk hat, lässt sich noch nicht abschätzen: Eine Kunsthistorikerin erinnert es an Jackson Pollock oder Hans Hartung. Nun wird das Bild im Internet versteigert. Gemalt hat es ein Elefant im Tierpark Hellabrunn.

Von Christiane Lutz

Man stelle sich einen gemütlichen Nachmittag im Elefantenhaus vor: Wundersamerweise wären keine Schaulustigen am Zaun, die Rüsselpflege wäre erledigt, der tägliche Austausch mit dem Pfleger auch. Was tut der Elefant dann? Klar: Er greift zu Pinsel und Farbe, rüsselt lässig ein Kunstwerk auf die Leinwand und versteigert das Ergebnis dann für einen guten Zweck. Gut, ihr Bild versteigert Elefantenkuh Mangala nicht selbst, dabei hilft ihr das Kunsthaus Ketterer in einer Internet-Auktion, aber das 2007 entstandene Werk ohne Titel, Acryl auf Papier, hat sie selbst angefertigt. Lediglich beim Pinseltunken unterstützte sie ihr Pfleger. Ließe man der Künstlerin freie Hand, so ein Sprecher des Tierparks, fielen nämlich reihenweise die Farbtöpfe um.

Den Pfleger übrigens hatte Mangala anfangs noch als ihre Leinwand benutzt und angemalt, das Prinzip Leinwand musste der Künstlerin erst nahegebracht werden. So viel Temperament ist ungewöhnlich für Mangala, in der Elefantenfamilie von Hellabrunn gilt sie als eher gutmütiger, fürsorglicher Typ. Doch beim Malen zeigte sie sich kreativ und sehr engagiert. Wie alle Elefanten beschäftigt sich Mangala gern und nimmt Angebote der Pfleger an. "Ohne Titel" könnte also der Beginn einer internationalen Karriere sein.

"Ein Werk der informellen Kunst": Dieses Gemälde wird versteigert (für Großansicht bitte anklicken). (Foto: Auktionshaus Ketterer)

"Ganz klar, das ist ein Werk der informellen Kunst", ordnet Kunsthistorikerin Daniela Stöppel vom Institut für Kunstgeschichte der LMU das Bild ein. "Vielleicht hat sich die Künstlerin an der Arbeit von Hans Hartung orientiert. Auffallend ist jedenfalls die gestisch ausladende Pinselführung, mit kalligrafischen Elementen. Da sehe ich Anklänge an japanische Tuschmalerei. Die Künstlerin verwendet vor allem Primärfarben, mit Verdichtungen in der oberen rechten Ecke, nach unten hin auslaufenden Spuren", so die Kunsthistorikerin. "Vermutlich hat sie während der Arbeit Free Jazz gehört, ganz im Stile von Jackson Pollock." Welche Bedeutung das Werk für die Kunstszene hat, mag auch sie noch nicht einschätzen.

Erlös geht an die Klinik-Clowns

Der ursprüngliche Besitzer, ein Unterstützer des Tierparks, hat das Bild nun für die gemeinnützige Auktion des Kunsthauses Ketterer gespendet. Der Erlös kommt den Klinik-Clowns zu. Noch bis 11. Dezember läuft die Auktion auf Ketterers neuer Internet-Auktionsplattform, wo seit Oktober täglich Kunstobjekte versteigert werden. Das bisherige Startgebot von 990 Euro für Mangalas Werk wurde allerdings noch nicht überboten.

In Hellabrunn hofft man auf einen hohen Erlös, schließlich soll die Kunst der Elefantendame entsprechend gewürdigt werden. Ob sie ihre Karriere als Malerin weiterverfolgt, ist ungewiss. Die Künstlerin lebt weiterhin im Kreis ihrer Familie im Elefantenhaus. Für sie sollte nach Auktionsende aber mindestens ein Extra-Snack rausspringen, streng vegetarisch natürlich.

© SZ vom 06.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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