Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Protest ohne konkreten Anhaltspunkt

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Der Viehhof ist als Großbaustelle eröffnet, das Volkstheater wächst. Ein kleines Stück ist auch derzeit mit Kultur belebt: Bahnwärter Thiel. (Foto: Catherina Hess)

Lokalpolitiker stellen sich hinter die Kulturstätte Bahnwärter Thiel und weisen die jüngste Beschwerde als substanzlos zurück

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Nach wie vor gibt es vereinzelt Beschwerden über die Szene-Kulturstätte Bahnwärter Thiel auf dem ehemaligen Viehhof-Areal. Meist geht es dann um die gestörte Nachtruhe von Anliegern. In der Regel hören sich die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt im Unterausschuss "Öffentlicher Raum und Mobilität" die Beschwerden an und leiten sie, falls sie nicht in der direkten Aussprache einen Weg aus dem Problem finden, an die städtische Verwaltung weiter - mit dem Zusatz, sie solle "die Genehmigungslage" überprüfen. So war es auch bei der jüngsten Beschwerde. Der BA zog die Weiterleitung am Dienstagabend allerdings zurück - mit den Stimmen der meisten, die sie im Unterausschuss noch befürwortet hatten.

Die Beschwerde gegen Bahnwärter Thiel sei vage und ohne konkrete Anhaltspunkte, begründete Gerhard Metzger (Grüne) den Vorstoß. Ein anonymer Absender, der den fraglichen Abend nicht einmal miterlebt habe. Es gebe auch kein Datum. "Es lässt sich nichts überprüfen. Mit so etwas sollten wir nicht die Stadtverwaltung belästigen", sagte Metzger. Arne Brach (Grüne) warnte davor, Beschwerden ohne Quelle und Beleg weiterzuleiten. Das nähre den Eindruck, der BA selbst habe ein Problem. "Das habe ich aber überhaupt nicht!"

Auch Barbara Turczynski-Hartje (SPD), die sich zunächst für die Weiterleitung entschieden hatte, zog zurück. Gegen die Anonymität habe sie nichts, diese Möglichkeit müsse es geben, sagte sie. Doch der Vorwurf sei nicht nachprüfbar. Der Antragsteller solle sich direkt an das Kreisverwaltungsreferat wenden, schlug sie vor.

Silvia Haas (Grüne), die sich häufiger für Anwohner, die gegen das Nachtprogramm der Kulturstätte protestierten, eingesetzt hat, fand das Schreiben ebenfalls "problematisch". "Doch die Sache selbst sollten wir ernst nehmen." Ihre Parteifreundin Helga Solfrank war kürzlich zum ersten Mal im Bahnwärter Thiel und sprach von einem Freiraum, einem wertvollen Kleinod - etwas, was sie an ihre Jugend erinnere. Ein idealer Kulturort, um gemeinsam zu gestalten. "Da kann es auch mal laut werden", meinte Solfrank. Sie hoffe, Bahnwärter Thiel könne möglichst lange bleiben.

Beate Bidjanbeg (SPD) sagte, der BA werde die Beschwerde überprüfen, wenn sie "qualifizierter" formuliert werde. Bahnwärter Thiel werde stark von der Stadt kontrolliert, auch sei die Verwaltung bei Beschwerden stets zu dem Schluss gekommen, dass die Lärmwerte eingehalten würden. Jetzt werde der Viehhof nach und nach bebaut, die Großbaustelle sei eröffnet. "Wir sollten froh sein, dass der Viehhof noch ein kultureller Ort ist."

Florian Florack monierte für die CSU, dass bei Diskussionen wie dieser immer wieder eine "Angst" zum Ausdruck komme, dass Bahnwärter Thiel gleich geschlossen werde. "Das finde ich bedenklich." Er plädierte dafür, die Beschwerde neutral umzuformulieren und mit der Anfrage an die Verwaltung zu schicken, ob weitere Beschwerden vorlägen. Der BA votierte gegen die Weiterleitung - gegen die Stimmen von CSU und FDP.

© SZ vom 28.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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