Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Unruhe an der Friedhofsmauer

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Stiller Fleck: Bürger fürchten den Trubel auf dem Alten Südfriedhof. (Foto: Robert Haas)

Initiator Richard Quaas überrascht der Widerstand gegen seine Idee eines Bestattungsmuseums an der Pestalozzistraße

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Stadtrat Richard Quaas (CSU), der den Antrag für ein Bestattungsmuseum direkt am Alten Südfriedhof gestellt hat, ist überrascht von der Gegenwehr im Stadtviertel: "Ich bin erstaunt über die schroffe Ablehnung des Bezirksausschusses." Solch ein Museum sei eine große Bereicherung - für die Stadt und das Viertel: "Ich kann den Widerstand nicht nachvollziehen."

Die Gefahr, dass das Museum Ansturm oder Tumult auslösen könnte, sieht Quaas nicht, schließlich würde kunsthistorisch interessiertes Klientel angezogen. "Das sind sicher nicht die Leute, die lärmend über einen Friedhof ziehen." Auch solle am Alten Südfriedhof "kein Riesenmuseum" entstehen, was schon aus Platzgründen nicht möglich wäre. Gedacht ist an eine Infostelle, die über die Bestattungsriten in München Auskunft geben soll. So ein Museum fehle in der Stadt, der Südfriedhof sei der beste Platz dafür. Und: Der Friedhof sei schließlich ein kulturhistorisches Monument von europäischem Rang.

Von der Idee eines Museums, ähnlich wie am Wiener Zentralfriedhof, ist Quaas inzwischen abgekommen. Es habe sich gezeigt, dass in München dafür nicht genügend Exponate zur Verfügung stehen. Deshalb müsse man sich wohl mit Schautafeln begnügen. Mit Blick auf die Örtlichkeiten stellt er sich für das Museum eine Etage eines Neubaus vor, der den Stützpunkt der Straßenreinigung an der Friedhofsmauer an der Pestalozzistraße ersetzen soll. Der Flachbau soll abgerissen werden; dem Pfadfinderstamm Pegasus, der den Bau zwischennutzt, wurde bereits gekündigt.

Quaas kündigt an, er werde sich von den Bedenken "nicht beeindrucken lassen" und das Projekt "weiter verfolgen". Die Bürgerversammlung in der Ludwigs- und Isarvorstadt hatte die Stadt im November aufgefordert, die Museumsplanungen am Alten Südfriedhof einzustellen; befürchtet wird, dass der Friedhof seine Funktion als Rückzugsort verlieren könnte. Solche Plätze seien rar im Bereich zwischen Feierbanane, Gärtnerplatz, Sendlinger Tor und Isar. Auch sei der kleine Alte Südfriedhof nicht vergleichbar mit dem Wiener Zentralfriedhof und dem Pariser Père Lachaise, wo es Bestattungsmuseen gibt.

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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