Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Treffpunkt in luftiger Höhe

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Das Parkdeck auf dem Parkhaus hinter dem Mathäser-Filmpalast steht meist leer. Junge Architekten wollen hier einen Kulturdachgarten einrichten. (Foto: Robert Haas)

Eine Gruppe von Architekten möchte auf dem Deck des Parkhauses am Stachus einen Kulturdachgarten einrichten. Allerdings bestehen gegen ein solches Projekt noch ernsthafte Vorbehalte, die es auszuräumen gilt

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Auf dem meist leer stehenden Deck des Parkhauses am Stachus will eine Gruppe von Architekten für drei Jahre im Sommer einen Kulturdachgarten einrichten. Die Lokalbaukommission hat strenge Bedingungen gestellt - vor allem, was den Lärm angeht. Auch darf der Dachgarten nur bis 22 Uhr geöffnet werden. Der Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt hat die Bedingungen verschärft. Die Beschallung soll noch stärker kontrolliert werden. Auch wurde gefordert, dass der Kulturdachgarten, sollte es nicht möglich sein, die Öffnungszeit auf 22 Uhr zu begrenzen, abgelehnt wird.

Noch ist das Projekt nicht genehmigt. Wenn aber letzte Nachweise für den Bau an der Adolf-Kolping-Straße 10 vorgelegt und geprüft seien, könne es genehmigt werden, so die Lokalbaukommission. Bauherr Thomas Manglkammer ist froh, dass er endlich soweit ist. "Eigentlich gehört so ein Kulturdachgarten doch in jede Großstadt", findet er. Ein kleines Slowfood-Restaurant in luftiger Höhe schwebt ihm vor, eine wunderschöne Gartenlandschaft, Holzboden, ein zukunftsorientiertes Solarprojekt.

Berlin hat den "Klunkerkranich", auch in Paris und New York gibt es Kulturdachgärten - doch noch nicht in München. In Kulturdachgärten kann man sich gärtnerisch engagieren, so kümmert sich im Klunkerkranich eine Gruppe von Pflanzenenthusiasten ehrenamtlich darum, dass es grünt und blüht. Das Prinzip: Ein Kulturdachgarten ist für alle da. Es gibt keine Privatbeete, der Garten wird gemeinschaftlich genutzt und ist zu den Öffnungszeiten für jedermann zugänglich - ohne Konsumzwang. Man will die Biodiversität erhalten.

In der Ludwigsvorstadt allerdings gibt es Vorbehalte gegen das Projekt. Denn die Parkhaus-Betreiber versuchen schon seit Jahren, das Parkdeck als geselligen Treffpunkt zu nutzen. Vor zwei Jahren stand ein Biergarten zur Diskussion, die Nachbarschaft lief Sturm dagegen. Die Nachbarn - das Münchner Kolpinghaus und die angegliederte Katholische Zentralgesellen-Stiftung - sehen durch lärmintensive Projekte ihren sozialen Auftrag gefährdet. Eine Party-Location sei kein gutes Umfeld für das Wohnheim für junge Erwachsene, welches sie an der Adolf-Kolping-Straße betreiben. Die 350 Bewohner brauchten Ruhe, hieß es damals. Auch der Baueingabe für einen Kulturdachgarten verweigert die Kolpingfamilie die Zustimmung.

Die Antragsteller sagen, sie wollten keinen Lärm auf dem Parkdeck. Es seien keine Bands oder laute Musik vorgesehen, sagt Thomas Manglkammer. Es gehe maßgeblich um Kunst - und ihm auch um Slowfood. Trotzdem fordert der Bezirksausschuss nach Einwänden seines stellvertretenden Vorsitzenden Martin Ruckert (CSU) das strikte Einhalten der Lärmbegrenzung und der Schlusszeit. 200 Menschen solle der Dachgarten Platz bieten, "eine ganze Menge", sagte Ruckert. Er habe Bedenken, dass der künftige Betreiber, sei der Bauantrag erst einmal durch, einen Wirtsgarten aus dem Kulturgarten mache.

Thomas Manglkammer ist kein Unbekannter in der Münchner Szene. Vor acht Jahren betrieb er das Kreuz 16, öffnete zwei Jahre darauf für drei Monate den Luftschutzraum an der Hotterstraße als Party- und Ausstellungsort. Auch beim "Raum für Kreativität", mit dem das Café Forum an der Münchner Freiheit 2017 zwischengenutzt wurde, war er beteiligt. Seine Mitstreiter sind wie er Architekten, auch Baukünstler, darunter Benedict Esche, Gründer des Architektenbüros Kollektiv A. Esche ist Stipendiat der renommierten Villa Massimo. Die Stadt München nominierte sein Team für den Architektur-Förderpreis, die jungen Architekten stellten im deutschen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig aus. Benedict Esche will Gedanken anstoßen. Er schafft neue Räume, wo keine vermutet wurden und will mit Bildender Kunst aufzeigen, wo überall Platz ist in München - und sei es nur als Pop-up-Event. Sein Ziel sei, Raum zu teilen und kreativ zu nutzen, sagt Esche.

© SZ vom 01.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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