Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Heute sind die Kinder dran

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Antrag angenommen: Nächste Station für die Forderungen der Kinder ist der Bezirksausschuss. (Foto: Catherina Hess)

Die minderjährigen Bewohner der Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt fordern mehr Spielmöglichkeiten und Schutz vor Rasern

Von Katharina Eichinger, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Knapp 30 Kinder sitzen auf Sesseln, Sofas und Stühlen - und dazwischen drängen sich etwa genauso viele Eltern. Manche Kinder bringen bunt bemalte Zettel mit und untermauern ihre Anliegen mit Fotos. Sie nehmen an einer Einwohnerversammlung für Kinder und Jugendliche teil, die der Bezirkausschuss (BA) Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt zum Tag der Kinderrechte angesetzt hat. Jeder unter 18 darf im Zenettitreff Anträge stellen und abstimmen.

Emma wünscht sich Turnstangen auf einer Wiese, Hannes möchte einen größeren Bolzplatz. Lennox und Jamie wollen eine Spielstraße. Die Pfadfinder kämpfen gegen die Kündigung ihres "Pfadiheims". Drinbleiben oder ein anderer Treffpunkt, lautet ihre Forderung. Am häufigsten nennen die Kinder allerdings Zebrastreifen, Ampeln und Bodenschwellen gegen Raser an unübersichtlichen Stellen. Außerdem wünschen sie sich Poller an Parkverboten. Denn auch die Polizei scheint das nicht so genau zu nehmen. Immer wieder nicken die Eltern eifrig zustimmend.

Eine zweite Emma bringt ein Kuvert mit Beweismaterial mit. In einer Unterführung hing ein Konzertplakat der britischen Heavy Metal-Band "Iron Maiden". Weißer Totenkopf auf schwarzem Hintergrund. "Das ist nicht für alle Kinder bestimmt. Viele haben sich davor gefürchtet", sagt Emma. Beate Bidjanbeg, Kinder- und Jugendbeauftragte des BA, hält das Plakat in die Höhe. Aus dem Hintergrund wirft eine Mutter hektisch ein: "Das soll eben jetzt nicht gezeigt werden." Die Protokollantin konfisziert den Ausdruck.

Ab und zu melden sich Eltern, wollen Fragen und Ergänzungen zu den Anträgen ihrer Sprösslinge anbringen. Bidjanbeg weist sie zurück. "Heute sind die Kinder dran", sagt sie nicht nur einmal im Laufe der Veranstaltung.

Bei der Abstimmung zählt Bidjanbeg die orangefarbenen Stimmzettel, die die Kinder in die Höhe halten. Auch Alexander Miklosy, Vorsitzender des BA, zählt nach. Vier Augen sehen mehr als zwei. Was sie sehen, sind allerdings oft unstimmige Zahlen. Mal geben 29 Kinder ihre Stimme ab, mal 27. Die Protokollantin winkt ab: "Das kommuniziere ich irgendwie." Kurz vor Ende der Sitzung stellt Miklosy klar: "Enthalten heißt: Wem ist es wurscht?"

Alle Anträge angenommen - begleitet vom eifrigen Nicken der Eltern. Als nächstes steht die Verhandlung im BA an. "Bei manchen Sachen muss man sehr hartnäckig sein", sagt Bidjanbeg und bereitet die Kinder auf die Realität vor, "das kann manchmal ein bisschen länger dauern."

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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