Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Haarige Angelegenheit

Lesezeit: 2 min

Umstrittenes Gastspiel: der Circus Krone auf der Theresienwiese. (Foto: Stephan Rumpf)

Grüne Stadtviertelpolitiker kritisieren erneut die Ausnahmen für "Circus Krone" vom Wildtierverbot auf der Theresienwiese

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Seit Januar 2011 gilt in München ein Verbot von Wildtieren in Gefangenschaft. Der Stadtrat beschloss seinerzeit, dass Zirkusunternehmen städtische Flächen nur dann anmieten können, wenn sie auf Wildtieraufführungen verzichten. Auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Stadtrat, welche Wirkung dieser Stadtratsbeschluss gezeitigt hat, haben mehrere Referate Stellungnahmen abgegeben. Anlass war eine Entschließung des Bundesrates, in der die Bundesregierung aufgefordert wird, eine Verordnung zu erarbeiten, dass Affen, Elefanten, Großbären, Giraffen, Nashörner und Flusspferde nicht mehr in Zirkussen zur Schau gestellt werden dürfen.

Zusammenfassend lässt sich für das Kommunal- und das Kreisverwaltungsreferat sagen, dass es seit 2011 zwei Vermietungen von Flächen für Zirkusse mit Wildtieren gab. Eine Genehmigung wurde demnach 2014 erteilt, eine zweite in diesem Jahr; in diesem Fall hätte eine kurzfristige Absage den Zirkus unter Umständen in eine existenzbedrohliche Notlage gebracht, heißt es aus dem Kommunalreferat. Künftig werde an diesen Zirkus nicht mehr vermietet, zumal er in seiner Werbung ausdrücklich auf die Wildtiere hinweise. Die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, die bereits mehrere Vorstöße für ein Wildtierverbot auf der Theresienwiese unternommen haben, reagieren auf diese Auskunft mit Unverständnis. Wieder einmal sei nicht darauf hingewiesen worden, dass das Verbot von Wildtieren für die Theresienwiese offenbar nicht gelte. 2015 hatten zwei Stadtviertelpolitiker Fotos gemacht, während der "Circus Krone" im Winter auf dem Areal gastierte. "Es war fürchterlich", kommentiert Benoît Blaser, Fraktionschef der Grünen, die Tierhaltungsbedingungen.

Für die Vergabe von Standplätzen für Zirkus-Unternehmen auf der Theresienwiese sind weder Kommunalreferat noch Kreisverwaltungsreferat zuständig, sondern das Referat für Arbeit und Wirtschaft. Die dort genehmigten Vergaben werden auch dem Stadtrat vorgelegt - entweder als Bekanntgabe oder als Beschlussvorlage. Seit 2011 habe der Circus Krone zwei Mal auf der Theresienwiese gastiert - 2011 und 2015. Nach Meinung der Rechtsabteilung sei "die Platzüberlassung nicht zu versagen gewesen", so das Referat. Die Gastspiele hätten die für das Tierwohl zuständigen Dienststellen geprüft.

Blaser weist darauf hin, dass viele europäische Länder - darunter Belgien, Österreich und die Niederlande - bereits bestimmte oder alle Tierarten im Zirkus verboten hätten. In Deutschland ließen mehr als 60 Städte, darunter Fürstenfeldbruck und Erding, Wildtier-Darbietungen auf kommunalen Flächen nicht mehr zu. "Merkwürdig", sagt Benoît Blaser, in manchem sei München ja Vorreiter: "In Sachen Tierschutz definitiv nicht." Seit April 2016 gilt ein Urteil des Verwaltungsgerichts München, das die Rechtmäßigkeit eines kommunalen Wildtierverbotes bestätigt. Blaser kündigt für die Grünen an, nachhaken zu wollen.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: