Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt:Die Tauben ziehen an die Bayerstraße

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Ein Taubenschwarm wird beim Taubenschlag am Münchner Hauptbahnhof gefüttert. (Foto: Alessandra Schellnegger/SZ Photo)

Bahn sieht sich von Tierschützern zu Unrecht unter Druck gesetzt

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Nach dem intensiven Einsatz von Fraktionen, Stadtrat und Politikern aus dem Stadtviertel für das Wohl der Bahnhofstauben lässt die Deutsche Bahn jetzt doch wieder Tierschützer auf das Dach des Hauptbahnhofs - zum Füttern und um kranke Tiere zu versorgen. Die Bahn hatte vor etwa vier Wochen den Zugang zur Dachterrasse, auf der rund 600 Tauben von der Taubenarbeitsgruppe des Bundes gegen Missbrauch von Tieren versorgt wurden, wegen Baumaßnahmen verschlossen - sehr abrupt und ohne Ansage, sagen die Helfer. Haben sich Tauben an den Platz und die Zufütterung gewöhnt, bleiben sie da. Deshalb befürchteten die Taubenschützer, dass viele Tiere nicht überleben würden. Da die Versiegelung des Zugangs zum Fütterungsplatz als aktive Unterbindung von Tierschutz gilt, wurde die Bahn wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angezeigt.

Arne Brach, Fraktionsvorsitzender der Grünen und Tierschutzbeauftragter im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, zog in der Sitzung am Dienstag einen Antrag zurück, mit dem Sofortmaßnahmen zur Rettung der Tauben hätte eingeleitet werden sollen. "Es hat sich erübrigt", sagte Brach. Das Veterinäramt habe Gespräche geführt mit Bahnvertretern, der Zugang zum angestammten Futterplatz der Tauben sei wieder möglich, auch sei ein Ersatzstandort in der Nähe an der Bayerstraße gefunden worden: das Gebäude des Referates für Gesundheit und Umweltschutz.

Ein Bahnsprecher bestätigte, dass die Tauben wieder versorgt werden. Gleichzeitig würden sie auf den Umzug vorbereitet. Er machte auch klar, dass die Bahn sich stark und zu Unrecht unter Druck gesetzt fühlt und nicht mehr mit der Taubenarbeitsgruppe arbeiten will. Diese Aufgabe sei Vertretern des Tierschutzvereins übertragen worden, die auf der Bahnhofsbaustelle von der DB Sicherheit begleitet würden, so der Sprecher. "Wir brauchen einen kooperativen Partner." Die Bahn wolle nicht in Abrede stellen, dass es in der Kommunikation Missverständnisse gegeben habe, doch "falsche Tatsachenbehauptungen" weise sie zurück. "Ein Massensterben gab es hier nicht, so wie es im Netz verbreitet wird." Der Bahn werde auf Facebook zugeschrieben, dass sie Tauben töte. Mitarbeiter erhielten unflätige Mails aus ganz Deutschland.

© SZ vom 22.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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